20 Jahre Feldhamsterschutz in Mannheim
Nachdem im Mai bereits rund 110 junge Feldhamster auf einem Feld in Straßenheim ausgewildert wurden, kam der kleine Nager nun erneut ganz groß raus: am Sonntag (02. Juli) fand der Jubiläumstag zum Feldhamsterschutz in Mannheim auf der BUGA 23 statt. Viele interessierte Bürgerinnen und Bürger informierten sich auf der Ausstellungsfläche über das Engagement der Stadt Mannheim, die sich seit nunmehr 20 Jahren für die vom Aussterben bedrohte Tierart einsetzt. Gezeigt wurden neben Exponaten des Feldhamsters und seiner natürlichen Feinde auch der Querschnitt eines Feldhamsterbaus.
Ergänzt wurde die Ausstellung durch ein Podiumsgespräch „Artenschutz und Landwirtschaft. Nur gemeinsam geht’s!“, das Einblicke in den Feldhamsterschutz der Stadt Mannheim und die Zusammenarbeit zwischen der Kommune und den lokalen Landwirten ermöglichte. Bisher konnten 45 Betriebe gewonnen werden, die für den Feldhamster insgesamt 144 Hektar bewirtschaften. Dies ist möglich, da die teilnehmenden Landwirte ihre Mehraufwände aus Naturschutzmitteln finanziert bekommen. Hinzu kommen noch rund 130 Hektar Wiese- und Ackerflächen, deren Bewirtschaftung zusätzlich für die Grauammer angepasst wurde.
„Der Feldhamster war einst in Baden-Württemberg eine Allerweltsart. Heute gehört er zu den seltensten Säugetieren in ganz Europa und steht unter strengstem Schutz“, betonte Umweltstaatssekretär Dr. Andre Baumann bei seinem Besuch auf der BUGA in Mannheim. „Die Rhein-Neckar-Region ist mittlerweile die letzte Region, in der Feldhamster in Baden-Württemberg noch vorkommen. In den vergangenen 20 Jahren ist es uns gemeinsam mit vielen Akteuren und insbesondere in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft gelungen, den Feldhamster in Mannheim-Straßenheim wieder anzusiedeln und durch Nachzucht und angepasste Bewirtschaftung der Äcker soweit zu stützen, dass sein Bestand stabil ist. Ein toller Erfolg und ein ermutigendes Beispiel, das zeigt, dass Artenschutz und Landwirtschaft gemeinsam gelingen kann. Aber die Betriebe müssen für ihren Einsatz für den Naturschutz auch belohnt werden. Und das nicht nur finanziell, sondern auch durch Wertschätzung und die Unterstützung von uns allen, zum Beispiel indem wir uns bei unserem Wochenendeinkauf für regionale Produkte zu fairen Preisen entscheiden.“
Bürgermeisterin Prof. Dr. Diana Pretzell blickt optimistisch in die Zukunft: „Mit Gesprächen wie heute unterstreichen wir einmal mehr, wie wichtig der Schulterschluss von Artenschutz und Landwirtschaft ist. Die biologische Vielfalt zu erhalten und unsere wertvollen Ressourcen zu schützen – das ist unser gemeinsames Interesse. Ich freue mich, dass wir den Landwirten ein attraktives Angebot machen konnten, das auf eine große Nachfrage stößt. Nur so ist es möglich, die beiden stark gefährdeten Arten, Feldhamster und Grauammer, in Mannheim zu halten und zu fördern. Und das auch in den nächsten 20 Jahren, in denen wir den Feldhamster, auch über die Grenzen Mannheims hinaus, weiter stärken wollen.“
Dr. Sabine Mahr, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Mannheim, über den Erfolg des Feldhamsterschutzprojektes: „Ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Projektes ist es, dass der Dialog zwischen Landwirtschaft und Naturschutz seit Projektbeginn auf Augenhöhe erfolgt. So konnte Vertrauen aufgebaut und Akzeptanz entwickelt werden. Ich freue mich sehr, dass es uns gemeinsam gelungen ist, die Hamster-Population in Mannheim auf fast 500 Tiere anwachsen zu lassen.“
„Biologische Vielfalt ist eine wichtige Grundlage für stabile Ökosysteme und damit auch für die Landwirtschaft. Diese steht allerdings vor der Herausforderung, die weltweit steigende Nachfrage nach Nahrungsmittel zu bedienen. Gleichzeitig erfolgt ein permanenter Flächenbedarf durch die Nachfrage nach erneuerbaren Energien, Neubaugebiete oder Infrastrukturmaßnahmen und Flächen für Artenschutz- oder Biodiversitätsmaßnahmen. Dies und der stetig größer werdende Wettbewerbsdruck stellt viele Bewirtschafter vor die schwierige Aufgabe, auch den Ansprüchen des Naturschutzes gerecht zu werden. Diese große Aufgabe lässt sich nur gemeinsam mit allen Betroffenen lösen. Die Bemühungen in Sachen Feldhamsterschutz in Mannheim sind hier ein gutes Beispiel“, zieht Nicole Gross, Leiterin des Amtes für Landwirtschaft und Naturschutz des Rhein-Neckar-Kreises, Bilanz.
„Gespräche wie heute sind sehr positiv. Es ist wünschenswert, dass wir auch zukünftig mehr miteinander als übereinander sprechen. Ich wünsche mir für die Zukunft pragmatische Lösungen, die sowohl für den Artenschutz als auch für uns Landwirte sinnvoll sind. Zudem würde uns weniger Bürokratie die Arbeit sehr erleichtern und dem Artenschutz dienen“, fasst Wolfgang Guckert, Kreisvorsitzender des Kreisbauernverbands Rhein-Neckar e. V. zusammen.
Mehr Informationen: www.mannheim.de/feldhamsterschutz