Wirtschaft & Arbeit -

7. Unternehmensbefragung präsentiert

Die Herausforderungen der letzten Jahre sind auch an Unternehmen in Mannheim nicht spurlos vorübergegangen. Dennoch ist die Gesamtbewertung des Standorts und die Loyalität diesem gegenüber auch in dieser herausfordernden Situation weitgehend stabil – so das Fazit der 7. Unternehmensbefragung des Fachbereichs für Wirtschafts- und Strukturförderung. Seit 2012 führt die Wirtschaftsförderung alle zwei Jahre in Zusammenarbeit mit der Mainzer L∙Q∙M Marktforschung GmbH die Befragung durch.
 
557 in Mannheim ansässige Unternehmen nutzten im Zeitraum zwischen 19. Februar und 25. März 2024 die Möglichkeit, ihre Meinung über den Wirtschaftsstandort zu äußern. Damit haben knapp 40 Prozent der insgesamt 1450 angeschriebenen Unternehmen online (157) sowie in ausführlichen persönlichen Telefoninterviews (400) an der Untersuchung teilgenommen. Dieser sehr gute Wert zeigt deutlich, dass die Unternehmen ein Interesse am Austausch mit der Stadtverwaltung sowohl zum Standort Mannheim als auch zu den Dienstleistungen haben.
 
„Im Frühjahr ist Mannheim in einem Ranking als Stadt mit dem höchsten Zuwachs ausländischer Direktinvestitionen unter allen 100 weltweit untersuchten Städten ausgezeichnet worden. Auf diesem Ergebnis wollen wir aufbauen und den Standort Mannheim für bestehende und neue Unternehmen noch attraktiver machen, um Arbeitsplätze und Investitionskraft in unserer Stadt zu stärken“, erklärt Oberbürgermeister Christian Specht und betont: „Dazu stehen wir regelmäßig im Austausch mit Unternehmen – entweder in persönlichen Gesprächen und Besuchen vor Ort oder durch unsere regelmäßigen Befragungen. So erhalten wir wertvolle Hinweise, wo die aktuellen Probleme der Unternehmen liegen und wo wir noch besser werden können.“
 
Zentrale Herausforderungen der Unternehmen

 
Die Befragten nehmen deutlich mehr konjunkturelle Herausforderungen für ihre Unternehmen wahr, vor allen Dingen die Steigerung bei Arbeits-, Energie- und Rohstoffkosten. Die Befragung zeigt, dass die Unternehmen die Entwicklung der Kosten insgesamt als kritischste Herausforderung wahrnehmen. Die entsprechenden Anteile sind seit 2022 stark angestiegen (vgl. Ergebnisbericht S. 20).
 
Sebastian Bauer, Geschäftsführer der L∙Q∙M Marktforschung GmbH, ordnet die Ergebnisse der Unternehmensbefragung ein: „Die Analyse der Daten zeigt, dass die Unternehmen in Mannheim das aktuelle globale und überregionale wirtschaftliche Umfeld, insbesondere aufgrund von ansteigenden Energie- und Rohstoffpreisen, sowie der erhöhten Arbeitskosten als Herausforderung betrachten. Allerdings kann sich die Wirtschaftsförderung Mannheim den daraus typischerweise resultierenden Abstrahleffekten weitgehend entziehen. So liegt die Zufriedenheit der Unternehmen mit den Standortfaktoren in Mannheim sowie mit der Wirtschaftsförderung Mannheim deutlich über den Zufriedenheitswerten in anderen Kommunen. Auch ein Vergleich der Ergebnisse in Mannheim mit dem Ifo-Geschäftsklimaindex und dem DIW-Konjunkturbarometer zeigt, dass die Werte in Mannheim auch in einem herausfordernden Umfeld von größerer Stabilität geprägt sind. Somit kann eine starke wirtschaftliche Resilienz des Standorts Mannheim konstatiert werden.“
 
92 Prozent der Unternehmen mit Standort Mannheim verbunden
 
Die Loyalität der Unternehmen gegenüber Mannheim als Unternehmensstandort ist unverändert hoch. 92 Prozent der Unternehmen stimmen der Aussage zu, dass sie sich mit dem Standort verbunden fühlen, 88 Prozent geben an, dass sie auch zukünftig am Standort investieren wollen (vgl. Ergebnisbericht S. 17).
 
Bei einer Skala von 0 (stimme gar nicht zu) bis 100 (stimme voll zu) liegt der Punktwert für die Verbundenheit mit dem Standort 2024 bei 90 Punkten (vgl. Ergebnisbericht S. 18) – gegenüber 92 (2022), 88 (2020), 93 (2018), 83 (2016), 86 (2014), 82 (2012). Bei der Frage, ob man sich vorstellen könne, zukünftig in Mannheim zu investieren, liegt der Punktwert bei 86.
 
Entwicklung der Standortzufriedenheit seit 2012 im Seitwärtstrend
 
Mit Blick auf die Standortfaktoren zeigten sich insgesamt 85 Prozent der Befragten mit dem Unternehmensstandort Mannheim „sehr zufrieden“ bzw. „eher zufrieden“ und schätzen vor allem die Lebensqualität vor Ort (87 Prozent sind sehr zufrieden bzw. eher zufrieden) (vgl. Ergebnisbericht S. 5).
Bezüglich der Bewertung der Standortzufriedenheit im zeitlichen Verlauf seit 2012 (vgl. Ergebnisbericht S. 8 und 9) ist in der Gesamtschau der verschiedenen Standortfaktoren ein stabiler Seitwärtstrend (mit Schwankungen) wahrzunehmen.
 
Im Zeitvergleich können die herausragenden Höchstwerte der „Globalzufriedenheit“ und „Lebensqualität“ von 2018 nicht erreicht werden. In den Folgejahren ist ein konstanter leichter Rückgang zu verzeichnen – allerdings liegen die Bewertungen immer noch oberhalb des Niveaus der 2010er Jahre. So erreicht die Globalzufriedenheit einen Punktewert von 81 Punkten – gegenüber 84 (2022), 85 (2020), 87 (2018), 77 (2016), 77 (2014) und 71 (2012) – sehr ähnlich verhalten sich die Bewertungen im zeitlichen Verlauf in Punkto „Lebensqualität“.
 
Der Ifo-Geschäftsklimaindex und das DIW-Konjunkturbarometer zeigen seit 2018 einen vergleichbar starken Rückgang dieser beiden Indikatoren. Die in Mannheim gemessenen Werte verzeichnen jedoch im Vergleich dazu eine größere Stabilität (vgl. Ergebnisbericht S 19).
 
Im Städtevergleich 2024 ist Mannheim bei der Globalzufriedenheit (Standortzufriedenheit) 5 Punktwerte besser als der entsprechende Mittelwert aller untersuchten Städte über 100.000 Einwohner und ebenfalls 5 Punktwerte besser als der entsprechende Mittelwert aller untersuchten Städte. (vgl. Ergebnisbericht S. 25)
 
Der Gewerbesteuerhebesatz und das Wohnraumangebot bewegen sich mit 53 Punkten bzw. 60 Punkten im oberen Mittelfeld – werden jedoch im Zeitverlauf besser bewertet als bei den vorherigen Befragungen. So bieten bezogen auf den Standortfaktor „Wohnraumangebot“ insbesondere die Konversionsflächen Franklin und Spinelli großes Potenzial, dem vorhandenen Wohnungsbedarf gerecht zu werden. Etwa drei Viertel des bis 2040 prognostizierten Bedarfs kann dort über bereits geplante oder fertiggestellte Wohnbauprojekte gedeckt werden.
 
Stadtverwaltung hat Handlungsbedarfe erkannt – Fachkräftegewinnung kritischer Faktor
 
So zeigt die Befragung, dass die Zufriedenheit mit den Leistungen der Stadtverwaltung zuletzt abgenommen hat. Insbesondere bei den Themen „Bearbeitungsgeschwindigkeit“ und „Genehmigungsverfahren“ wurde Kritik geübt. Sie schnitten mit einem Punktwert von 51 bzw. 46 ab (vgl. Ergebnisbericht S. 10 und 11). Auf die Zufriedenheit der Unternehmen können sich beispielsweise Verzögerungen bei der Bearbeitung von Baugenehmigungen ausgewirkt haben, die in der Vergangenheit immer wieder beanstandet wurden. Im April dieses Jahres hat die Stadt Mannheim daher das neue virtuelle Bauamt mit schnelleren, voll digitalisierten Abläufen eingeführt. Zusätzlich wurde eine „Task Force Baurecht“ ins Leben gerufen, die die aufgelaufenen Rückstände abgearbeitet hat. Zudem werden deutlich mehr Beratungstermine angeboten, um für Antragsteller besser erreichbar zu sein. Auch bei der Gewerbebehörde kam es wegen personellen Engpässen zu zeitlichen Verzögerungen in der Bearbeitung. Der Gewerbebehörde ist es zwischenzeitlich gelungen, ihre zeitweise unbesetzten Stellen neu zu besetzen und zusätzlich Aushilfspersonal befristet einzustellen, so dass die aufgelaufenen Rückstände schrittweise abgebaut werden können. Ab Herbst 2024 ist mit einer Normalisierung des Geschäftsbetriebs zu rechnen.
 
Wirtschaftsförderung: Relevante Themen der Unternehmen im Blick behalten
 
„Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung sind von großem Wert für unsere tägliche Arbeit und geben mir in meiner neuen Funktion wichtige Hinweise“, so Wirtschaftsbürgermeister Thorsten Riehle. „Insbesondere die Wünsche der Unternehmerinnen und Unternehmer nach einem Mehr an Informationen sowie ihre Einschätzung der besonderen Relevanz einer Lotsenfunktion innerhalb der Verwaltung, zeigen wie wichtig es für beide Seiten ist, im regelmäßigen Austausch zu bleiben. Auf diesen Austausch setze ich gemeinsam mit dem Team der Wirtschaftsförderung, um Anliegen der Unternehmerinnen und Unternehmer direkt abzuholen und zu erfahren, was sie bewegt und wo Chancen und Risiken des Standorts liegen.“
 
77 Prozent der Befragten sind mit den Leistungen der Wirtschaftsförderung insgesamt zufrieden (vgl. Ergebnisbericht S. 12). Das entspricht einem Punktewert von 73 (vgl. Ergebnisbericht S. 13), wobei die Unternehmerinnen und Unternehmer insbesondere die Kompetenz ihrer Ansprechpartner sehr schätzen (Punktwert von 80). Der Zugang zu Business-Netzwerken erhält mit 76 Punkten eine höhere Punktzahl als in den Vorjahren, der nur 2020 mit 79 Punkten noch leicht übertroffen wurde. Eine mögliche Erklärung sind die zahlreichen Cluster- und Netzwerkaktivitäten der Wirtschaftsförderung, unter anderem in den Bereichen Smart, Green und Social Economy, die weiter verstärkt bzw. neu aufgebaut wurden. So ist auch der MMT-Campus des Medtech-Cluster sehr weit entwickelt. Neue Netzwerke wie die „Initiative Industriestandort Mannheim“ oder die Gründung des Eigentümernetzwerks City-Net e.V. runden das Portfolio ab.
 
Allerdings entgeht der Fachbereich nicht ganz dem allgemeinen Trend einer leicht zurückgehenden Zufriedenheit – so wünschen sich die Unternehmen insbesondere eine noch bessere Bereitstellung von Informationen. Dieses Thema hat die Wirtschaftsförderung auf der Agenda. So wurde beispielweise eine Leserumfrage zum monatlichen Newsletter „Fakten und Faktoren“ gestartet, der Linkedin-Kanal wird gezielt bespielt und erreicht immer mehr Follower – die 3.000-Grenze wird derzeit angepeilt.
 
Sie können den Ergebnisbericht der 7. Unternehmensbefragung unter www.mannheim.de/publikationen-downloads herunterladen.

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