Kultur - 09.09.2024

Bilanz des 6. Kinokult Open-Airs

Hallo Neumarkt: In spätsommerlicher Atmosphäre endete mit dem traditionellen Kurzfilmabend das 6. „Mannheim Kinokult Open-Air“ und wurde vom Publikum auf seiner neuen Spielstätte, der grünen Wiese auf dem Neumarkt in der Neckarstadt-West, begeistert verabschiedet. Mit rund 950 Zuschauer*innen an den insgesamt vier kostenfreien Filmabenden blieb das Interesse an gesellschaftsrelevanter Filmkunst mit Mannheim-Bezug auch in diesem Jahr unverändert groß.

Unter dem Motto „Mannheim Hochtief“ umfasste das Programm neben drei Kurzfilm-Highlights den bewegenden Dokumentarfilm DIE KÖCHIN DES KOMMANDANTEN von Christina Stihler und Karen Strobel, den preisgekrönten in Mannheim gedrehten Debüt-Film PARKOUR von Marc Rensing, den Nachkriegsthriller PHOENIX von Meisterregisseur und Mannheimer Schillerpreisträger 2020 Christian Petzold sowie die erfolgreiche Tragikomödie DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT von Caroline Link, die vom in Mannheim aufgewachsenen Filmemacher Nico Hofmann mitproduziert wurde.

Präsentiert wurden die Filme von den Filmkunstkinos und Kurzfilmfestivals der Region sowie vielen Gästen, darunter Kulturbürgermeister Thorsten Riehle, die Regisseur*innen Christina Stihler und Marc Rensing, die Produzenten Philipp Kohl und Rüdiger Heinze, der Künstler und Musiker David Julian Kirchner sowie der Enkel der KZ-Überlebenden Sophie Stippel, Gerald Sander.

Alle Werke wurden in Mannheim und Umgebung gedreht oder sind gemeinsam mit Mannheimer Filmkünstler*innen und Produzent*innen entstanden.
„Die Gemeinschaft und die große Leinwand mitten im „grünen Wohnzimmer“ des Viertels machten Kino so zu einem wertvollen, für alle Menschen zugänglichen Freizeitereignis. Die Magie des Kinos hat an vier Abenden, über Generationen und Nationen hinweg, die Neckarstadt-West verzaubert“, resümiert Jennifer Pohl, Quartiermanagerin der Neckarstadt-West und Veranstalterin der Filmreihe.

Für die Unterstützung dankt das Quartiermanagement dem Kulturamt der Stadt Mannheim, dem Bürgerhaus Neckarstadt-West, die eigens eine temporäre Filmbar eingerichtet hatten, der Alten Feuerwache, die ihr Awareness-Team entsendeten und dem engagierten, aus Bürgerschaft und Bezirksbeiräten bestehenden „Team Kinokult“, die tatkräftig mit angepackt haben. Auch Stefanie Rihm vom Kulturamt der Stadt Mannheim als Förderer freut sich über die gute Bilanz und die bunte Mischung von Jung bis Alt im Publikum.
Die Kurator*innen der Reihe, die Film- und Sozialwissenschaftlerin Dr. Morticia Zschiesche, die zugleich die Kinoabende moderierte, und Wissenschaftsredakteur Alexander Pawlak unterstreichen dabei den gesellschaftlichen Wert von Kinokultur: „Wir freuen uns, dass so viele unterschiedliche Menschen mit diesem ambitionierten Programm Mannheim als Filmstadt feiern wollten und dabei ihre persönlichen Perspektiven auf die Stadt austauschen konnten.“

Motto war „Mannheim Hochtief“ in unterschiedlichen Dimensionen

Auftakt war wetterbedingt erst am 19. August die Wiederaufführung von PARKOUR (D 2022), dem erfolgreichen Debütfilm von Marc Rensing, der zusammen mit Produzent Rüdiger Heinze eine neu digitalisierte Version des Films mitgebracht hatte. Das in Mannheim gedrehte Psychodrama wartete mit packend inszenierten Parkour-Fassadensprüngen auf, die überzeugend in ein emotionales Auf und Ab der Hauptfiguren eingebettet waren. Marc Rensing begann damit seine Laufbahn als Regisseur, und „Parkour“ erwies sich auch als Sprungbrett für die Schauspielkarrieren von Nora von Waldstätten und Christoph Letkowski.

Geheimnisvolle NeoNoir-Stimmung verbreitete PHOENIX (D 2014) von Christian Petzold. Nina Hoss spielt darin die Jüdin Nelly, die nach dem Krieg mit entstelltem Gesicht aus ihrer Gefangenschaft in Auschwitz zurückkehrt. Lene Winter, gespielt vom Mannheimer TV-Star Nina Kunzendorf, unterstützt sie bei der Rückkehr ins Leben. Der Regisseur inszeniert Nellys Geschichte in Hitchcocks VERTIGO-Manier. Petzolds Film erinnert an das Schicksal der Überlebenden des Holocaust und ist 2024, dem Jahr des 125. Geburtstags von Alfred Hitchcock, eine passende Hommage an den „Master of Suspense“. Nach der Begrüßung von Kulturbürgermeister Thorsten Riehle präsentierte Erdmann Lange, Leiter der Atlantis/Odeon-Kinos Mannheim, den Film von Christian Petzold, der 2020 mit dem Mannheimer Schillerpreis ausgezeichnet wurde.

Auf große Resonanz auch bei vielen jungen Zuschauer*innen stieß am dritten Abend am 27. August die Tragikomödie DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT (D 2014), die der Mannheimer Starproduzent Nico Hofmann mitproduziert hat. Der Film erzählt berührend Hape Kerkelings Kindheitserinnerungen: Der begabte Jungdarsteller Julius Weckauf verkörpert den jungen Hans-Peter, der immer wieder versucht, seine depressive Mutter mit seinen komödiantischen Parodien zum Lachen zu bringen. Der Film von Caroline Link, die 2003 für NIRGENDWO IN AFRIKA den Oscar in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film“ gewann, amüsierte und rührte das Publikum zugleich.

Für überraschende Entdeckungen und viele Emotionen sorgte zum Finale am 3. September in der Kurzfilmnacht der Film-Nachwuchs aus der Region, in der persönliche Hochs und Tiefs kunstvoll in Szene gesetzt wurden: Provokanter Auftakt des Abends war die Pop-Satire JOHN F. (D 2019) des Mannheimer Künstlers und Musikers David Julian Kirchner mit seinem Kollektiv Kirchner Hochtief. Das Kurzfilmfestival und Coachingprogramm GIRLS GO MOVIE präsentierte zu seinem 20-jährigen Jubiläum den preisgekrönten Animationsfilm GRAVEDAD (D 2019) von Matisse Gonzalez. Und das ganzjährige Kurzfilmfestival ZUM GOLDENEN HIRSCH zeigte HALF A DAY – A SHORT MOVIE, WRITTEN, SHOT AND CUT IN HALF A DAY (D 2014) von Johannes Bender und Max Girmann.

Der in Zusammenarbeit mit dem MARCHIVUM entstandene Dokumentarfilm DIE KÖCHIN DES KOMMANDANTEN – ZWEI WEGE NACH AUSCHWITZ (D 2018) von Christina Stihler und Karen Strobel überzeugte schließlich mit einer einfühlsamen psychologischen und historischen Spurensuche einer Mannheimerin und eines Mannheimers, die in der gleichen Straße wohnten und deren Wege sich schicksalhaft 1942 kreuzen: Sophie Stippel, inhaftiert im KZ Auschwitz als Zeugin Jehovas, trifft auf den Chef-Organisator der Massenvernichtung und Lagerkommandanten Rudolf Höß, der sie als Köchin in seiner Villa direkt neben der Todesfabrik einsetzt. Immer noch hochaktuell hinterfragt der Film mögliche Gründe für extremistische Persönlichkeitsentwicklungen und liefert zugleich authentisches Hintergrundmaterial zum zweifach Oscar-gekrönten Drama ZONE OF INTEREST (2023) von Jonathan Glazer.

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