Kultur -

Carl Theodors Mannheim

Die Kurpfalz feiert Carl Theodors 300. Geburtstag. "Man kommt nicht an ihm vorbei", stellte Kulturbürgermeister Thorsten Riehle dazu im vollbesetzten Friedrich-Walter-Saals des Marchivums fest, wo am 16. Oktober die Sonderausstellung "Carl Theodors Mannheim - die Stadt, ihre Menschen und der Kurfürst" eröffnet wurde. 

Gute 35 Jahre residierte der Kurfürst in Mannheim. "Sternwarte, Jesuitenkirche oder Zeughaus entstanden unter seiner Herrschaft. Er gründete das Nationaltheater", nannte Riehle Beispiele, die das Wirken des Kurfürsten auch heute noch sichtbar machen. Darüber hinaus sei Carl Theodor ein Förderer von Musik, Kunst und Wissenschaft. "Ohne ihn wäre Mannheim heute nicht das, was es ist", resümierte der Kulturbürgermeister. "Er schuf die Basis für die künftige Entwicklungen". 

Was früher die Mannheimer Schule gewesen sei, sei heute Mannheims vielfältige Musikszene. Was früher die kurfürstliche Gemäldegalerie gewesen sei, die Carl Theodor öffentlich zugänglich machte, seien heute Kunsthalle, Reiss-Engelhorn-Museum und viele weitere Kunst- und Kultureinrichtungen. "Die Ausstellung widmet sich Carl-Theodor erfrischend anders", lobte Riehle deren Macher Dr. Andreas Schenk und Dr. Thomas Throckmorton, die von einem großen Kurator*innen Team unterstützt wurden. "Es geht um die Menschen. Sie machen Bauwerke und Straßen erst lebendig. Ich mag diesen Ansatz", betonte Riehle. 

Wie genau dieser aussieht, erläuterten Throckmorton und Schenk selbst: Die Ausstellungsbesucher*innen können sich auf einem historischen Stadtgrundriss durch das Mannheim Carl Theodors begeben, und dabei 20 bekannten und weniger bekannten Zeitzeug*innen in Form von lebensgroßen Aufstellern begegnen. Dazu zählen unter anderem die von Carl Theodor geförderte Künstlerin Catharina Treu als für diese Zeit ungewöhnlich emanzipierte Frau, der schottische Schriftsteller James Boswell, der aus verletzter Eitelkeit ein Schmähgedicht auf Carl Theodor verfasste. Einflussreiche höfische Beamte, einfache Bürger oder ein namenloser Bettler kommen in der Ich-Form zu Wort, während auf der Rückseite dieser Erzähltafeln allgemeine historische Daten zum jeweiligen Thema nachgelesen werden können. Der historische Streifzug endet im Schloss von Carl Theodor und seiner Gemahlin Elisabeth Auguste, wo man in die Rolle des Kurfürsten schlüpfen kann.

Dieser Ansatz "weg vom Fürsten, hin zu den Menschen“ spiegelte sich auch im Vortrag von Dr. Stefan Mörz wider. Der Leiter des Stadtarchivs Ludwigshafen beschrieb, wie sichtbar und nahbar der Kurfürst war, was er über seine Untertanen*innen und sie über ihn dachten. Mörz hob den hohen kulturellen Einfluss hervor, den Mannheim damals hatte. Mit 26.000 Einwohnern deutlich größer als Karlsruhe (3000) und Stuttgart (17.000) habe die Stadt zudem vielen Menschen Arbeit geboten. Als friedliebender, aufgeklärten Herrscher, sei Carl Theodor ernsthaft um das Wohlergehen seiner Untertanen bemüht gewesen und habe verschiedene soziale Projekte wie eine kostenlose Versorgung für Kranke angestoßen. "Er nahm an Grundsteinlegungen und Gottesdiensten teil, lud zu höfischen Feierlichkeiten und allgemeinen Audienzen", beschrieb Mörz Carl Theodor als durchaus nahbar, offen, intelligent und belesen. "Doch er war auch leicht zu beeinflusse, und es mangelte ihm mitunter an Durchsetzungskraft", skizzierte er den Kurfürsten als einen Menschen, "der lieber Mustergärten und Musterschulen besuchte als die dunklen Ecken Mannheims“, wo er mit Armut und Elend in Berührung gekommen wäre. Dennoch sei er insbesondere in jungen Jahren beim Volk äußerst populär gewesen. "Die Menschen waren dankbar, dass er kein Interesse an Krieg hatte und das Militär schonte", so Mörz. Als Carl Theodor 1777 das Kurfürstentum Bayern erbte und seinen Hofstaat nach München verlegte, seien seine Untertan*innen verzweifelt gewesen. „Sicher auch, weil sie wussten, dass damit ein enormer ökonomischer Einbruch für Mannheim einhergehen würde“, erklärte er.

„Carl Theodor ist der einzige Kurfürst, der im kollektiven Gedächtnis geblieben ist. Er verkörpert wie kein anderer den Kurpfälzer Gedanken. Er hat das Schloss weitergebaut, die Stadt mit Leben gefüllt und Mannheim damals in die Top Ten der deutschen Städte geführt“, mit diesen Worten fasste Marchivum-Direktor Dr. Harald Stockert das Wirken des Kurfürsten in seinen Begrüßungsworten kompakt zusammen.


Info
Die Sonderausstellung "Carl Theodors Mannheim - die Stadt, ihre Menschen und der Kurfürst" ist im Erdgeschoss des Marchivums bis 26. Januar 2025 zu sehen. Sie kann dienstags sowie donnerstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr und mittwochs von 10 bis 20 Uhr bei freiem Eintritt besichtigt werden und wird von einem Begleitprogramm flankiert.

 

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