Kultur -

Fotografische Hommage an die Pariser Banlieues

Über zehn Jahre hat der Fotograf und Sozialarbeiter Jean-Michel Landon das Leben in den Arbeitervierteln südöstlich von Paris dokumentiert. Seine Reportage ist sowohl eine Hommage an die Bewohnerinnen und Bewohner der Banlieues als auch fotografische Erinnerungsarbeit an eine Welt, deren wahres Wesen oft verkannt wird und deren Spuren im Zuge von Stadterneuerungsprojekten allmählich verschwinden. ZEPHYR – Raum für Fotografie der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim zeigt die Werke des Autodidakten ab 24. September 2023 erstmals außerhalb Frankreichs in der umfassenden Sonderausstellung „La vie des blocs“.
 
„Jean-Michel Landon zeigt uns das Leben in den Banlieues aus der Sicht des Insiders, facettenreich, ungeschönt und ungefiltert, aber stets mit Respekt und Empathie“, erklärte Oberbürgermeister Christian Specht in seiner Ansprache im Rahmen der Ausstellungseröffnung. „Landon zeigt einerseits den harten Alltag dort, der geprägt ist von ethnischer und sozialer Ghettoisierung, von Wohnungsnot, Drogenkonsum und Perspektivlosigkeit aber auch  Momente voller Unbeschwertheit, Lebensfreude und Solidarität. Deshalb bedanke ich mich bei Ihnen, Jean-Michel Landon, dass Sie uns mit Ihren Bildern einen warmherzigen Einblick in die Welt der Banlieues gewähren und auf diese Weise unseren Horizont erweitern“, so der Oberbürgermeister weiter.
 
Eine verschwindende Welt – Hintergrund der Foto-Reportage
 
Jean-Michel Landon hält in seinen Fotografien eine Welt fest, die langsam und unwiederbringlich verschwindet. Die im Herbst 2005 in den Arbeitervierteln rund um Paris ausgetragenen Unruhen haben das Land erschüttert. Gleichzeitig markieren sie einen sozialpolitischen Wendepunkt, der mit dem Beschluss weitreichendender Stadterneuerungsprogramme einhergeht. Die Häuserblocks, die im Zuge des sozialen Wohnungsbaus seit Ende der 1950er entstanden waren, wurden gesprengt. Baggerschaufeln zermalmten nicht nur die unansehnlich gewordenen Wohnblöcke, sondern nahmen den ansässigen Bewohnerinnen und Bewohnern auch einen Teil ihres Lebensraumes. Mit dem Versprechen höherer Wohnqualität entsteht seitdem auf den Fundamenten der alten Siedlungen hochwertiger, aber auch teurerer Wohnraum. Während die einen hoffen, in ihren alten Vierteln bleiben zu können, werden einkommensschwache Bevölkerungsgruppen mehr und mehr verdrängt. So bekommen die Vorstädte zwar ein modernes Gesicht, aber Probleme wie soziale Segregation oder Verdrängung durch Gentrifizierung bleiben bestehen und verschärfen sich.
 
Sonderausstellung bis zum 04. Februar 2024
 
Die Sonderausstellung „La vie des blocs“ vereint rund 130 Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Jean-Michel Landon. Den Bildern werden Zitate von Bewohnerinnen und Bewohnern aus den Vierteln zur Seite gestellt, die er während seiner Arbeit gesammelt hat. Eine Wand der Ausstellung wurde vom französischen Graffiti-Künstler Vinci Vince im Rahmen eines Workshops mit Jugendlichen aus Mannheim und der Region gestaltet. Die Schau ist vom 24. September 2023 bis 4. Februar 2024 in ZEPHYR – Raum für Fotografie der Reiss-Engelhorn-Museen in C4,12 zu sehen.
 

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