GIRLS GO MOVIE: Die Gewinnerinnen 2024
Am Wochenende fand das 20. Kurzfilmfestival GIRLS GO MOVIE mit Jubiläumsakt im Cineplex Mannheim statt. Zahlreiche Zuschauende hatten die Gelegenheit, die vielfältigen Werke der jungen weiblichen* Filmszene zu erleben und die diesjährigen Preisträgerinnen* zu feiern. Die ausgewählten Filme boten nicht nur eindringliche Einblicke in die Erfahrungen und Herausforderungen, mit denen viele Mädchen* und junge Frauen* konfrontiert sind, sondern vermittelten auch Empathie und Hoffnung und inspirierten zu einem positiven Wandel. GIRLS GO MOVIE setzt sich seit nunmehr 20 Jahren dafür ein, die Diskussion über dringende gesellschaftliche Fragen aus weiblicher* Perspektive voranzutreiben und das Bewusstsein für diese zu schärfen. Das Projekt legte in diesem Jahr einen besonderen Fokus auf Inklusion, um möglichst allen Interessierten einen Zugang zu den Filmcoachings zu ermöglichen und auch ihre Perspektiven am Festival einzubringen.
Den Jubiläums-Festakt mit Preisverleihung eröffneten am Sonntagabend die rheinland-pfälzische Staatsministerin Katharina Binz, Dr. Wolfgang Kreißig, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), der Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht und Karin Heinelt, Geschäftsführerin des Stadtjugendring Mannheim e.V.
Die 42 Wettbewerbsbeiträge gaben einen Einblick in die Themen, die Mädchen* und junge Frauen* bewegen und waren so vielfältig wie die Filmschaffenden selbst. In anschließenden Filmtalks hatten ausgewählte Filmerinnen* die Gelegenheit, über den Entstehungsprozess der Filme zu sprechen.
Mädchen und Frauen zwischen 12 und 27 Jahren aus der Metropolregion Rhein-Neckar, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen waren ohne Themenvorgabe aufgerufen, sich mit Beiträgen am Festival zu beteiligen. Bei Bedarf unterstützte das Filmcoaching-Programm im Vorfeld Teilnehmerinnen bei der Umsetzung ihrer Filmidee. Die eingereichten Filme liefen in der Alterskategorie „12 bis 17 Jahre“ sowie in der Alterskategorie „18 bis 27 Jahre“ in den Sektionen „Beginner Film“, „Advanced Film“ und „Professional Film“ im Wettbewerb. Ein weiterer Filmblock war dieses Jahr dem GIRLS GO MOVIE-Jubiläumspreis gewidmet, der an fünf Filmemacherinnen vergeben wurde, deren kreative und persönliche Entwicklung das Projekt in den vergangenen Jahren miterleben durfte. Im Rahmen des Kurzfilmfestivals fand erneut die Veranstaltung zur Berufsorientierung „FOCUS YOUR JOB“ zu Film und Medien in der Kinolounge statt, bei der sich Interessierte von erfahrenen Fachfrauen* aus der Branche beraten lassen konnten. Das Format „BILDET BANDEN“ lud zudem zum Austausch und Vernetzen ein.
Das Team von GIRLS GO MOVIE dankt der diesjährigen hochkarätig besetzten Jury aus Fachfrauen der Branche: Julia Kovalenko (Filmeditorin), Chiara Schoras (Schauspielerin) und Julia Katharina Thiemann (Kuratorin, Autorin & Kunstkritikerin). Im Rahmen der Preisverleihung am Sonntagabend wurden die Gewinnerinnen* aus beiden Altersgruppen bekannt gegeben.
Die Jury-Preise
In der Kategorie der 12- bis 17-Jährigen:
1. Preis: Der erste Preis ging an den animierten Film „Gedankenrauschen“ von Rebzy Zech, Manuela Ruf, Jamila Walde, Valerie Shelemba, Carla Gmeiner, Leo Wildner, Fatima Bakkar, Lulu Redl, Ed Güncü und Lillith Janzen. Die Schülerinnen der Albert-Schweitzer-Schule Stuttgart, unterstützt durch ein GIRLS GO MOVIE-Filmcoaching, „überzeugten auf besondere Weise in verschiedenen Aspekten. Im Setting eines Fernsehers werden verschiedene Szenen nicht nur aus der Lebensrealität der jungen Filmschaffenden, sondern auch sozial und politisch relevante Themen angesprochen. […] In akribisch feinteiliger Arbeit sind die einzelnen Bildwelten per Hand entstanden, die von Fantasie und abstraktem Vorstellungsvermögen getragen sind und dabei vielschichtige Geschichten erzählen“, so die Jury.
2. Preis: Den zweiten Preis erhielt der im Rahmen des Pfingstferiencamps entstandene Film „Helpy“ von Melissa Nickel, Zoriana Strilchuk, Natascha Munjal, Niyati Dhruve, Anna Mückenmüller, Serafina Lutz und Lenia Lutz. „Die Dystopie, die ‚Helpy‘ aufgreift, ist erschreckend weniger dystopisch, als es auf den ersten Blick scheint. Auf spielerische Art wird man für gute Taten mit Geld honoriert, doch was auf der Strecke bleibt, sind genau diese: die guten Taten […]. Die Filmemacherinnen laden ein, sich auf den Eigenantrieb zu besinnen und füreinander da zu sein“, begründet die Fachjury.
3. Preis: Der animierte Kurzfilm „Music Box“ von Yeva Kruglikova aus dem Mentoringprogramm erhielt den dritten Platz in dieser Kategorie. Die Jury hob mit Blick auf den Film hervor: „Er platziert den Zuschauenden sofort in einen Zustand, wie es denn sein könnte, wenn man eine furchtbare Diagnose erhält. […] Wer bin ich, wenn ein wichtiger Teil von mir nicht mehr gelebt werden kann? Er ist wunderbar gezeichnet und das in bewegte Bilder zu bringen, fanden wir schon recht beeindruckend. All das wird von einer sehr atmosphärischen Musik untermalt, die Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte ist.“
Die Preisträgerinnen in der Kategorie der 18- bis 27-Jährigen:
Beginner Award: Für ihren Debütfilm „100 Leben in meinem Kopf“ erhielten Sumi Henrich, Elisabeth Jopp, Victoria Thelen und Tainah Jopp den Beginner Award. „Ein sehr schöner philosophischer Film, der zum Nachdenken anregt. Ein Querschnitt einer Generation, die versucht, ihren Platz in dieser Welt zu finden. […] Viel haben wir darüber geredet, was einen guten Film ausmacht, und natürlich gibt es eine Reihe verschiedener Aspekte. Einer davon ist eben, die Menschen zum Austausch und zum Nachdenken anzuregen. Wir finden, das hat dieser Film geschafft“, fasst die Jury zusammen. Der Film entstand im GIRLS GO MOVIE-Mentoringprogramm.
Advanced Award: Den Advanced Award gewann Alicia Karatas für ihren Kurzfilm „Sam und Toni Brüder in der Wildnis! Der Storch“. „Die kindgerechte Aufmachung […] verbindet auf humorvolle Weise unterschiedliche Film- und Schnitttechniken […] zu einer ebenso informativen wie spannenden Geschichte. […] Dabei überzeugt nicht nur die filmische Qualität, auch der professionelle Einsatz von Soundelementen und Musik unterstreicht die jeweilige Stimmung der Erzählung“, so die Jury.
Professional Award: Für den Spot „Rettergut – what was I made for?” von Anja Giele, Lea Staron, Soraya Szendi und Vick Polok vergab die Jury den Professional Award. „Durch die sehr humorvolle und kluge Erzählweise schafft es der Film, […] dass wir uns auf Anhieb mit der Hauptfigur – einer Erbsenschote – alsbald verbinden und identifizieren können. Die Sehnsucht nach Zugehörigkeit, das Gefühl der Scham und Selbstzweifel sind in uns allgegenwärtig und so geht diese äußerst bezaubernde Animation der Frage nach, ob wir uns in einer für uns richtigen Umgebung befinden, wenn es uns unmöglich erscheint, unseren Platz zu finden“, stellte die Jury heraus.
Girlsjury-Preise
Die Girlsjury, bestehend aus Emma Lutz, Milana Melech und Sina Koch, verlieh zwei Preise:
Ausgezeichnet unter den jüngeren Teilnehmerinnen wurde „Innen Kraft, außen Glitzer“, der im Rahmen eines Filmcoachings im Jugendtreff Schwetzingerstadt von Anastasia Bazhenova, Charlotte Oster, Damla Özgan, Elen Clara Ellis Lang, Martha Henschen, Larissa Ritter und Maja Keller kreiert wurde. Die Girlsjury begründet: „Wir haben uns für diesen Film entschieden, weil er uns emotional abgeholt hat und eine für viele nachvollziehbare Message ausdrückt. Mit Witz und Kreativität überwindet die Hauptfigur ihre Zweifel und beweist damit auch Stärke im Alltäglichen.“
Unter den 18- bis 27-Jährigen gewann „Schreib, wenn du zuhause bist“ von Maja Wechsler den Girlsjury-Preis. „Der Spot überzeugte uns mit der extremen Themenrelevanz und seiner äußerst kreativen und vielfältigen Umsetzung! Dieses frauenspezifische Thema hat auf jeden Fall Aufmerksamkeit nötig und verdient!“, befanden die Jurorinnen.
Förderpreise
Der Zonta-Förderpreis, gestiftet vom Zonta Club Mannheim e.V. in der Alterskategorie 12 bis 17 Jahre, ging an „Snapshot“ von Amalia Gramm, Cato Stoevesandt, Maëli Hervé, Nevia Hayden, Sarah Paulus und Victoria Pusche. Die Gruppe entwickelte den Film im Rahmen eines Ferienworkshops des „Kulturfenster Heidelberg e.V.“.
Einen Förderpreis vom Offenen Kanal Ludwigshafen in der Alterskategorie 18 bis 27 Jahre erhielt Kyra Krall für ihre eindringliche Dokumentation „Cooking frogs in warm water“.
Die Moderation der Preisverleihung übernahm Janina Klabes. Zwei prominente Schirmherrinnen stehen GIRLS GO MOVIE zur Seite: Daniela Knapp, mehrfach ausgezeichnete Kamerafrau aus Berlin, und seit diesem Jahr auch Doris Dörrie, ebenfalls mit zahlreichen Auszeichnungen geehrte Regisseurin, Drehbuchautorin und Schriftstellerin aus München, die sich im Rahmen der Preisverleihung mit einem Videogruß an das Festival-Publikum wandte.
198 Filmbegeisterte haben sich beteiligt
Seit April 2024 wurden im Rahmen der GIRLS GO MOVIE-Filmcoachings in der Alterskategorie 12 bis 17 Jahre 119 Teilnehmerinnen* vorwiegend in Filmprojekten an Schulen und Jugendeinrichtungen sowie in Feriencamps grundlegende Kenntnisse für die Umsetzung eines eigenen Films vermittelt und die entsprechende Technik zur Verfügung gestellt. Zudem wurden acht fortgeschrittene Filmemacherinnen* im Alter von 18 bis 27 Jahren individuell von Mentorinnen* bei der Produktion ihrer Kurzfilme begleitet. Bis zum 9. September 2024 hatten die Filmemacherinnen* Zeit, ihren Wettbewerbsbeitrag zu planen, umzusetzen und einzureichen. Auch freie Einreichungen waren willkommen. Insgesamt beteiligten sich an 42 Filmeinreichungen im Jubiläumsjahr 198 Filmbegeisterte.
Aktuelle Situation des Projekts:
Als Projekt mit 20-jähriger Laufzeit fällt es dem Team sowie den Träger*innen von GIRLS GO MOVIE trotz des Erfolgs und stetig steigender Nachfrage zunehmend schwer, das Projekt weiter zu finanzieren. Neben dem grundlegenden finanziellen Beitrag der Träger Stadt Mannheim und Stadtjugendring Mannheim e.V. ist das Angebot auf Drittmittel angewiesen. Wenige überzeugte und treue Fördernde unterstützen das Projekt seit vielen Jahren ungebrochen, haben aber zunehmend Schwierigkeiten, eine so lange Projektförderlaufzeit innerhalb ihrer Institutionen zu verargumentieren. GIRLS GO MOVIE wirbt weiterhin für eine nachhaltige finanzielle Unterstützung, um auch nach dem Jubiläumsjahr zukunftsfähig zu bleiben.
Hintergrund:
GIRLS GO MOVIE ist ein Kurzfilmprojekt für Mädchen* und Frauen* im 20. Projektjahr. Mit der Verwendung des Sternchens (*) sind alle einbezogen, die sich als Mädchen* oder als junge Frau* verstehen, sowie Menschen, die sich nicht im System der Zweigeschlechtlichkeit verorten können.
GIRLS GO MOVIE wird vom Stadtjugendring Mannheim e.V., dem Jugendkulturzentrum forum und der Stadt Mannheim, Fachbereich Jugendamt und Gesundheitsamt, Abteilung Jugendförderung, veranstaltet. Hauptfördernde sind die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) als Beitrag zur Initiative Kindermedienland, der Ideenwettbewerb „idee-bw“, das Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration Rheinland-Pfalz, die Stiftung MedienKompetenzForum Südwest (MKFS), das Kulturamt der Stadt Mannheim sowie die Filmförderung Baden-Württemberg (MfG). Gefördert wird das Projekt von HessenFilm und Medien, Heidehof Stiftung, Verband Region Rhein-Neckar, Zonta-Club Mannheim e.V., GBG Unternehmensgruppe, VR-Bank Rhein-Neckar und Cineplex N7 Mannheim.
Schirmherrinnen sind die Kamerafrau Daniela Knapp und Drehbuchautorin, Regisseurin und Schriftstellerin Doris Dörrie.
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