Globale Zusammenarbeit von Städten wirkt
Seit Dezember 2020 arbeitet die Stadt Mannheim gemeinsam mit El Viejo daran, in der nicaraguanischen Freundschaftsstadt, etwa 120 Kilometer nordwestlich von der Hauptstadt Managua entfernt, ein Regenwasserversickerungsbecken anzulegen, das die Stadt vor den jährlich wiederkehrenden Überschwemmungen während der Regenzeit schützen soll.
Das Projekt wurde mit knapp 160.000 Euro aus Mitteln des Bundes, die Mannheim zur Umsetzung des gemeinsamen Projektvorhabens eingeworben hat, finanziert. Das mittlerweile fertiggestellte Becken schützt die Bevölkerung in El Viejo nicht nur vor Überschwemmungen, sondern trägt gleichzeitig dazu bei, den Grundwasserpegel zu erhöhen. Dies kommt insbesondere den Bäuerinnen und Bauern im Umkreis des Beckens zugute, die in den Sommermonaten besonders unter Wasserknappheit zu leiden haben und teilweise erst ab 30 Metern Tiefe auf Grundwasser stoßen.
Damit dieses Projekt auch nachhaltig wirkt, hat die Stadtverwaltung in El Viejo neue Stellen für einen Reinigungstrupp geschaffen, der das Becken und die angrenzenden Abwasserkanäle künftig regelmäßig reinigen und instandhalten soll. Der intensive Fachaustausch zwischen den Experten der Mannheimer Stadtentwässerung und dem Projektteam aus El Viejo sowie Sensibilisierungs- und Qualifizierungsworkshops zum Thema „Globale Zusammenhänge“ mit dem Schwerpunkt Plastikmüll und zur Instandhaltung des Beckens und des Kanalsystems, waren wesentliche Bestandteile des Projektes.
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz beschreibt das Projekt als gelungenes Beispiel für die Wirksamkeit der globalen Zusammenarbeit von Städten zur Bewältigung globaler Herausforderungen: „Die internationale Zusammenarbeit zwischen globalem Norden und globalem Süden ist Grundvoraussetzung dafür, den aktuellen globalen Herausforderungen erfolgreich begegnen zu können. Das Projekt mit El Viejo macht deutlich, welchen konkreten Beitrag kommunale Kooperation zur Bewältigung dieser Herausforderungen, wie dem Klimawandel, auf lokaler Ebene leisten kann.“
Projektabschlussreise nach El Viejo
Zum Projektabschluss besuchte das Projektteam – bestehend aus Mitarbeitern des Mannheimer Eigenbetriebes Stadtentwässerung, einem Mitglied des Nicaraguavereins der Stadt Mannheim und der Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik der Stadt Mannheim - die an der Pazifikküste gelegene Stadt, um das fertiggestellte Regenwasserversickerungsbecken zu begutachten und die im Dezember 2020 begonnene Projektkooperation zum Schutz vor Starkregenereignissen in El Viejo zu evaluieren.
Um den Erfolg des Projektes zu überprüfen, wird man im regenreichsten Monat Oktober dieses Jahres an einem regelmäßig stark überfluteten Standort in der Freundschaftsstadt noch ein letztes Mal den Wasserstand messen. Dieser dürfte dann im Verhältnis zur Niederschlagsmenge deutlich niedriger ausfallen, als vor dem Bau des Regenwasserversickerungsbeckens.
Durch das Projekt konnte mit vergleichsweise geringen Kosten eine relativ große Wirkung erreicht werden - insgesamt werden etwa 30.000 der knapp 90.000 Einwohner*innen großen Stadt durch das Regenwasserversickerungsbecken besser vor Überschwemmungen geschützt. Gleichzeitig ist das Projekt auf andere Regionen in Nicaragua übertragbar und kann als Blaupause für den Hochwasserschutz im Land dienen. „Ich freue mich, dass wir das Projekt so erfolgreich abschließen und uns vor Ort von der Wirksamkeit unserer Maßnahmen überzeugen konnten“, freut sich Stephanie Oechsner, die Koordinatorin für kommunale Entwicklungszusammenarbeit der Stadt Mannheim.
Extremwetterereignisse in El Viejo
Die an der Pazifikküste gelegene, ländlich geprägte Stadt El Viejo ist aufgrund ihrer geografischen Lage seit jeher stark von Naturkatastrophen und klimabedingten Extremwetterereignissen betroffen. In der Regenzeit leidet sie regelmäßig unter starken Überschwemmungen, die weite Teile der Stadt überfluten und für erhebliche Schäden an Menschen und Infrastruktur sorgen. Der Klimawandel trägt dazu bei, dass die Extremwetterereignisse in El Viejo in ihrem Ausmaß und ihrer Häufigkeit stetig zunehmen. Die Umsetzung von Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung ist daher ein dringliches Anliegen der nicaraguanischen Freundschaftsstadt
Städtefreundschaft zwischen Mannheim und El Viejo
Die Kontakte zwischen Mannheim und der nicaraguanischen Stadt El Viejo reichen bis in die 1980er Jahre zurück. Seit 1986 informiert der „Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Mannheim/El Viejo und Region in Nicaragua e.V.“ kurz Nicaraguaverein - über die Situation vor Ort, sammelt Spenden und fördert konkrete Projekte vor Ort. Auf Basis dieser bürgerschaftlichen Initiative beschloss der Mannheimer Gemeinderat 1989 die Gründung einer Städtefreundschaft mit El Viejo. Im Jahr 2019 feierte Mannheim das 30-jährige Bestehen dieser Städtefreundschaft.
Die Initiative für das Kooperationsprojekt mit El Viejo geht auf eine Gemeinderatsvorlage aus dem Jahr 2016 zurück, in der festgelegt wurde, durch ein gemeinsames Projekt mit der nicaraguanischen Freundschaftsstadt einen Beitrag zur Umsetzung der Agenda 2030 zu leisten.
Förderprogramm „Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte“
Das kommunale Kooperationsprojekt mit El Viejo und die damit verbundenen Projektreisen wurden über das Programm „Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte“ durch Engagement Global mit ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) gefördert.
Globale Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen
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