Große Zustimmung bei zweiter Innenstadtkonferenz
Gut 200 Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung von Oberbürgermeister Christian Specht in die Abendakademie zur 2. Innenstadtkonferenz. Dort ging es um das, was das bundesgeförderte Projekt FutuRaum bislang erreicht hat. Der Weg, die sich wandelnde Innenstadt zu begleiten, wird fortgesetzt. „Einfache Lösungen“, so Specht, „wird es dabei nicht geben“. Er dankte allen, die sich eingebracht und das Angebot der Beteiligung angenommen haben. Das Ergebnis von einem Jahr Arbeit: 264 Maßnahmenvorschläge und viele Impulse. Mitarbeitende der Verwaltung stellten an diesem Abend kurz und knackig vor, was in Gang gesetzt wurde und was derzeit getan wird.
Langer Atem gefragt
Auch wenn der Einzelhandelsumsatz in Mannheim seit 2019 um 3,8 Prozent gestiegen sei, liege der der Innenstadtgeschäfte immer noch 20 Prozent unter dem Niveau von 2019. Specht bewertet die Entwicklung in Mannheim dennoch optimistisch - aus drei Gründen:
„Es gibt eine engagierte Innenstadtwirtschaft, mit vielen inhabergeführten Geschäften. Wir haben eine Bürgerschaft, die mitzieht. Und die City Factory hat gezeigt, dass ein gemeinsames Zielbild und eine Zusammenarbeit der verschiedenen Gruppen möglich ist.“
Und damit war er schon mitten in den Themen, die FutuRaum auf der Agenda hat: das Bemühen um Aufenthaltsqualität in der Innenstadt oder gute Erreichbarkeit, und wie es erfreulicherweise gelungen sei, den Kaufhof zu stabilisieren – dies alles vor dem Hintergrund knapper Kassen. „Ich glaube, wir brauchen einen langen Atem“, so Specht. Er schlug auch vor, stärker den Bestand in der Innenstadt zu nutzen – zum Beispiel die vielen Bürgerinnen und Besuchern noch nicht bekannten Aufenthaltsqualitäten auf innerstädtischen Grünflächen wie Schillerplatz oder die fußläufige Entfernung zu Rhein und Neckar.
Christian Hübel vom Fachbereich Demokratie und Strategie erläuterte das Konzept der Bürger-Beteiligung, das auch bei FutuRaum Basis ist. Die frühe Einbindung der Bürger und Bürgerinnen wurde nicht nur über digitale Abfragen bei der Innenstadtkonferenz immer wieder als überzeugender Ansatz und Teil des Erfolgs bewertet. Hübel: „Es gilt, Widersprüche auszutarieren und die Themen zu setzen, die den Bürgerinnen und Bürgern am Herzen liegen.“ Das geschah in vielen Workshops, Rundgängen („Observe Walk“), in Umfragen und Informationsveranstaltungen und bei der monatlich tagenden City Factory, in der 30 Vertreter verschiedener Interessengruppen aktiv dabei waren.
Dort entstanden auch die Schwerpunkte, die im ersten Schritt für die Fressgasse gesetzt wurden: Aufenthaltsqualität, Mobilität, Einkaufen und Handel, Sicherheit und Sauberkeit und das Innenstadtklima.
Im Anschluss daran berichteten Mitarbeitende der Fachverwaltung sowie Vertreter der Verkehrspolizei und des Handels über ihre Arbeit für die Innenstadt, über den Stand von geplanten oder über umgesetzte Maßnahmen. Unter anderem wurde über die Pläne zur Entsiegelung und Begrünung des Eingangs der Fressgasse, über den Stand der Machbarkeitsstudie zur Verkehrsführung Fressgasse sowie deren Begrünung berichtet. Es ging um den Einbau eines Plateaus an den Kapuzinerplanken, um die Ahndung von Verkehrsverstößen von Posern, die Erfassung von Umweltdaten und viele weitere Themen.
Es muss weitergehen
In der sich anschließenden Diskussion (Moderation Daniel Kauer und Fadja Ehlail) formulierten die Teilnehmer positive Erkenntnisse der FutuRaum-Arbeit und auch Forderungen und Zukunftswünsche: „Die Akteurinnen und Akteure reden wieder miteinander.“ (Claudio Troncone, Juwelier). „Die Ideen müssen jetzt umgesetzt werden.“ (Jutta Schroth, Bürgerverein Innenstadt-West). „Wir sind dankbar, dass die Stadt Mannheim dieses Leuchtturmprojekt ermöglicht hat.“ (Dr. Esther Baumgärtner, Quartiermanagerin Unterstadt). „Ein großes Lob an FutuRaum!“ (Lutz Pauels).
Petar Drakul, Sprecher der Steuerungsgruppe FutuRaum und Innenstadtbeauftragter, verriet, dass es mit den Handlungsschwerpunkten „Öffentliche Plätze“, „Kundschaft binden, halten, gewinnen und begeistern“ sowie mit Marktplatz und Breiter Straße „Zusammenleben in Vielfalt“ weitergeht. Allerdings mit hoher Drehzahl, weil die Zeit knapp ist. Bis im Herbst 2025 solle für die Quadrate und ausgewählte Bereiche eine weitere Gemeinderatsvorlage fertig sein. Diesmal geht es um ein wesentlich größeres Areal als die Fressgasse, da in der „City Factory Quadrate“ zirka 40 verschiedene Interessengruppen mitarbeiten. „Drücken sie die Daumen, dass etwas Gutes entsteht“, so Drakul.
Mit dem Blick auf eine digitale Befragung des Publikums freute sich am Ende Oberbürgermeister Specht über die hohe Zustimmung „für die Zukunftsfähigkeit der Stadt“ und die „Beteiligungsmöglichkeiten“. Wenig überrascht zeigte er sich über die Einschätzung, dass die Verwaltung noch mehr tun könne. Seine Einladung galt am Ende allen, die Stadt zu erleben, auch neu zu erleben, wie das bei den beliebten Mural-Führungen von Stadt, Wand, Kunst geschieht. Dies in einer Stadt, die man vom Rhein bis zum Neckar wunderbar durchwandern kann. Er plädierte zudem für die Bereitschaft, die manchmal anstrengende Demokratie in einer heterogenen Stadtgesellschaft aktiv und geduldig mitzugestalten.