Ilona Lagrene erhält Staufermedaille in Gold
Für ihr herausragendes Engagement für Bürger- und Frauenrechte sowie die Belange der Sinti und Roma wurde Ilona Lagrene mit der Staufermedaille in Gold geehrt. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz hat ihr die Auszeichnung am Montag, 24. April 2023, im Rahmen eines Empfangs im Rathaus überreicht.
„Es ist ein freudiger Anlass dieser Veranstaltung, dass wir Ihnen die Staufermedaille in Gold überreichen dürfen“, sagte er. Es sei eine gute Tradition, verdiente Persönlichkeiten durch staatliche Auszeichnungen zu ehren. „Und ich glaube, es ist auch gut, dass der demokratische Staat diese Auszeichnung vornimmt. Denn der Staat lebt von engagierten Personen, die sich für die Demokratie und den Rechtsstaat einsetzen, ebenfalls für das Gemeinwesen und den Zusammenhalt“, so Kurz. Es sei wichtig, den Dank für ein solch besonderes Engagement entgegenzubringen. Bereits 2018 erhielt Ilona Lagrene den Hildegard-Lagrenne-Preis der Stadt Mannheim.
Der Oberbürgermeister blickte in seiner Ansprache auf das Leben der Geehrten zurück. Ilona Lagrene kam am 11. November 1950 in Heidelberg als Ilona Marchal auf die Welt. Seit 1970 wohnt sie im Mannheimer Stadtteil Waldhof. Lagrene wurde in eine Sinti-Familie hineingeboren, weshalb ihre Kindheit von den Nachwirkungen der Gräueltaten des Nazi-Regimes geprägt war. „Das Leid Ihrer traumatisierten Eltern und der ganzen Familie brachte Sie schon früh dazu, sich in der Menschenrechtsarbeit zu engagieren“, so der Oberbürgermeister. Vor allem war es laut Kurz ein Ereignis, das ausschlaggebend für Ilona Lagrenes Engagement war: 1973 wurde der Sinto Anton Lehman in Heidelberg von einem Polizisten durch einen Kopfschuss getötet. Ab diesem Zeitpunkt organisierte Ilona Lagrene unter anderem Gespräche, Demonstrationen sowie weitere Aktivitäten gegen Diskriminierung und für Menschenrechte und wurde so gemeinsam mit ihrem Mann Reinhold Teil der Bürgerrechtsbewegung deutscher Sinti und Roma.
In den 1980er Jahren trieb die Geehrte die Gründung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma voran und wurde 1986 schließlich Gründungsmitglied des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma Baden-Württemberg, dem Vorläufer des heutigen Verbands Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg. Dessen Vorsitzende war Ilona Lagrene von 1989 bis 1995. Seit 2007 ist sie zudem im Vorstand des Landesverbands Rheinland-Pfalz tätig. 2020 wurde Ilona Lagrene dort die stellvertretende Vorsitzende.
Auch nach ihrem familienbedingten Rückzug aus dem Landesverband unterstützte Ilona Lagrene ihren Ehemann bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 2016 bei seiner Arbeit als Linguist und Autor. Das Thema Bildung wurde für sie seitdem in ihrer Aufklärungsarbeit immer wichtiger. „Als weiteres sichtbares Beispiel Ihres vielfältigen Engagements wurde auf Ihre Initiative hin im Jahr 1997 auch in unserer Stadt – direkt hier neben dem Rathaus im Quadrat E 6 – ein Denkmal für die ermordeten Mannheimer Sinti und Roma während des NS-Regimes errichtet“, sagte Dr. Peter Kurz.
„Wir haben gerade in den letzten Jahren gesehen: Die Bedrohung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ist immer latent vorhanden – und in Teilen sogar nicht mehr nur latent. Umso wichtiger ist diese Arbeit“, so der Oberbürgermeister abschließend. Er gratulierte Ilona Lagrene auch im Namen des Gemeinderats und drückte ihr Respekt und Anerkennung für ihr Engagement aus.
„Ich bedanke mich bei allen und wünsche Ihnen alles Gute“, entgegnete Ilona Lagrene. „Und so lange es mir möglich ist, mich in dieser Arbeit zu engagieren, werde ich dies auch tatsächlich tun. Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit.“ Unter den Gästen befand sich auch der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose. „Dein Engagement innerhalb des Zentralrats war immer eines der Aufklärung über die Verfolgungsgeschichte gewesen. Wobei Du immer unterschieden hast, dass es in der Aufklärung nicht um Schuld geht, sondern darum, das Wissen weiterzugeben. Denn nur darüber kann Verantwortung wachsen. Die heutige Generation hat keine Schuld. Das war dir immer sehr wichtig“, richtete er die Worte an die Geehrte.
Die Staufermedaille ist eine besondere, persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten für Verdienste um das Land Baden-Württemberg und seine Bevölkerung. Sie wurde im Jahr 1977 anlässlich einer Ausstellung zur Geschichte und Kultur der Stauferzeit erstmals geprägt und herausgegeben. Mit der Staufermedaille werden Verdienste um das Gemeinwohl geehrt, die über die eigentlichen beruflichen Pflichten hinaus im Rahmen eines in der Regel ehrenamtlichen, gesellschaftlichen oder bürgerschaftlichen Engagements erworben wurden und über viele Jahre hinweg erbracht worden sind.
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