Internationaler Erfahrungsaustausch
Mannheim im Mittelpunkt des internationalen Erfahrungsaustauschs
Unter der Leitung von Madrid und Mannheim trafen sich virtuell am Donnerstag, 16. Februar 2023, 50 Vertreter*innen aus europäischen Städten zu einem internen Erfahrungsaustausch, um über die Herausforderungen der Lokalisierung der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele im Rahmen des Städtenetzwerkes Eurocities zu diskutieren. Es ging dabei um konkrete Umsetzungen vor Ort im Rahmen eines weiteren Städteaustauschs (City to City Learning). Dort sollen übertragbare Best Practice-Lösungen unter anderem aus den Bereichen Beteiligung, Klimafolgenanpassungen, Armutsbekämpfung und Abfallmanagement ausgetauscht werden. Weiterhin wurden die neuen EU-Förderprogramme für Städte und Regionen im Rahmen der European Urban Initiative mit einem Fördervolumen von 450 Millionen Euro vorgestellt.
„Es freut mich, dass Mannheim zentraler Partner beim Städteaustausch geworden ist und wir auf Know-How aus anderen Städten zurückgreifen können. Das hilft uns auch, erfolgreich Anträge für EU-Fördermittel für Mannheim zu stellen“, unterstrich Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz.
Mannheim war zusammen mit Madrid in seiner Rolle als Vorsitzende der Arbeitsgruppe Urban Agenda von verschiedenen europäischen Städten aufgefordert worden, das Treffen zu organisieren.
Ein weiteres virtuelles Treffen fand gleich am darauffolgenden Freitag mit dem 9. Mannheimer Urban Thinkers Campus statt. Zum Thema „Herausforderungen des Klimawandels“ diskutierten nationale und internationale Expert*innen aus Verwaltung, Wissenschaft und Praxis ihre Erfahrungen, Lösungsbeispiele, Lernfelder und innovative Präventionsmaßnahmen im Umgang mit Hitzewellen und Überschwemmungen.
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, der zusammen mit Christine Auclair, der Leiterin der World Urban Campaign und Farzamie Sarkawi, dem malaysischen General Konsul die Veranstaltung eröffnete, unterstrich die Bedeutung solcher Formate für die Bewältigung der Aufgaben auf dem Weg zur Klimaanpassung und Klimaresilienz.
„Das Format des Urban Thinkers Campus ist fest in unserer Stadtgesellschaft verankert, denn wir glauben, dass die Zusammenführung von lokalen und globalen Diskussionen für beide Ebenen wichtig ist. Zusammenarbeit, Zusammenhalt, Austausch und gegenseitige Unterstützung sind heute die Leitmotive unseres Urban Thinkers Campus“, so Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz.
Der malaysische Generalkonsul Farzamie Sarkawi berichtete von dem aktuellen Staatsbesuch des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in Malaysia und betonte, dass Malaysia sich entsprechend dem UN Abkommen zum Klimawandel dazu bekennt, besondere Anstrengungen in die Bekämpfung des Klimawandels zu machen: „Wir sind froh, dass Deutschland unser langjähriger Partner auf diesem Weg ist. […] Wir danken Deutschland für sein Vertrauen in Malaysia als langjährigen Handels- und Investitionspartner und den deutschen Unternehmen für ihre Beiträge, einschließlich der neuesten Technologien für die Produktion und die Unterstützung unserer Nachhaltigkeitsstrategien und -ziele.“
Zu diesem Online-Event konnte Mannheim Referierende aus Europa, Zentral- und Südamerika sowie Afrika und Asien gewinnen.
Der Umgang mit Hitzewellen – ein Thema das alle betrifft
Immer heißere Sommer, Extremtemperaturen, lange Trockenperioden und der dringende Bedarf Frischluft in urbanes Leben zu bringen – dies ist die Ausgangslage und Diskussionsgrundlage der Arbeit aller Referierenden. Während Sajeda Alnsour (Leiterin der Abteilung für Nachhaltigkeitsprojekte in der Stadtverwaltung von Amman – Jordanien) erklärte, wie sie mit Hilfe der Miyawaki Methode anhand von genauen Bodenproben und der Auswahl heimischer, resilienter Pflanzenarten in wüstenähnlichen Gebieten Bodenleben aufbaut, berichtete Olavi Makuti (Experte für Klimawandel Windhoek – Namibia) wie die Stadt mit Hilfe der Förderung nachhaltiger Landwirtschaft die Lebensmittelversorgung in der Stadt sicherstellt.
Überschwemmungen – global betrachtet
Am Nachmittag wurden gemeinsam die Herausforderungen zum Thema Überschwemmungen aufgezeigt, Herausforderungen und Lösungsvorschläge diskutiert. Am Beispiel der Stadt Kopenhagen zeigte Didier Vancutsem (Vizepräsident des Internationalen Verbands der Landschaftsarchitekten) wie als Folge einer katastrophalen Überschwemmung des gesamten Stadtgebietes die innovative Lösung einer sogenannten „Sponge-City“ (übersetzt Schwammstadt) umgesetzt werden kann.
In ihrer Präsentation betonte Bürgermeisterin Prof. Dr. Diana Pretzell die Wichtigkeit von Präventionsmaßnahmen, wie Bepflanzungen um die Hauswand und erhöhte Wohnungseingänge, die in einem Überschwemmungsfall deutliche Unterschiede bedeuten können. „Mannheim ist eine klimafreundliche und perspektivisch klimaneutrale Stadt. Wir wollen Vorbild für umweltfreundliches Leben und Handeln sein. Daher ist die internationale Zusammenarbeit von großer Bedeutung. Die Art und Weise, wie wir das Wissen teilen und das Wissen gewinnen, hilft uns, bei der Umsetzung unserer Lösungen voranzukommen hin zu einer resilienten Stadt“, so Bürgermeisterin Prof. Dr. Diana Pretzell.
Darüber hinaus stellte die nicaraguanische Stadt El Viejo das gemeinsame Projekt mit der Stadt Mannheim zum Bau eines natürlichen Regenwasserversickerungsbeckens vor. „Die an der Pazifikküste gelegene, ländlich geprägte Stadt ist stark von Naturkatastrophen und klimabedingten Extremwetterereignissen betroffen“, betonte Álvaro José Zúnigas Vivas (aus der Kommunalverwaltung von El Viejo). Das durch Bundesfördermittel geförderte Projekt konnte nicht nur den Bau realisieren, sondern auch für wertvollen Wissenstransfer zu den Themen Abwasserleitung und Abfallentsorgung eine bedeutende Risikominimierung in der Stadt sicherstellen.
Partnerschaften zur Zielerreichung
Die lokale und globale Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele ist ohne Städtepartnerschaften und ohne Netzwerke nicht möglich. Hier ist ein Urban Thinkers Campus besonders wertvoll. Denn der direkte Austausch von Städten zu gemeinsamen Problemen hat für alle Teilnehmenden immer auch konkrete Lerneffekte.
Beim 9. Mannheimer UTC ist deutlich geworden, dass trotz grundlegend unterschiedlicher geographischer und klimatischer Bedingungen, die Probleme doch ähnlicher sind, als man vermuten mag. Der Umgang mit Hitzewellen und Überschwemmungen in Asien, Afrika oder Südamerika kann auch in Mannheim neue Impulse für die Bekämpfung des Klimawandels auf dem Weg zu einem klimaneutralen und klimaresilienten Mannheim geben. Städte haben die einzigartige Fähigkeit, die globalen Herausforderungen zu bewältigen, indem sie die Widerstandsfähigkeit der Infrastrukturen und die Anpassungsfähigkeit der Menschen erhöhen. Wie im bereits genannten Beispiel der „Schwammstadt“, die ein sehr konkretes Beispiel für Mannheim darstellt:
Diese hat zum Ziel das Wasser so lange wie möglich in der Stadt (in bepflanzten Bereichen, Auffangbecken, etc.) zu halten, statt es schnellstmöglich durch die Straße abfließen zu lassen, wo es hohe Schäden in der Infrastruktur verursacht.
Aufzeichnung der Veranstaltung abrufbar
Die Veranstaltung wurde live übertragen. Die Aufzeichnung ist auf dem Youtube-Kanal der Stadt Mannheim unter: www.youtube.com/stadtmannheim abrufbar.
Darüber hinaus wird eine umfassende Dokumentation der Ergebnisse auf www.mannheim.de bereitgestellt.
Am 7. und 8. Juli 2023 plant die Stadt Mannheim wieder einen Urban Thinkers Campus mit der Bürgerschaft als Präsenzveranstaltung auf dem Gelände der Bundesgartenschau. Dabei steht das Thema „Demokratie leben“ und die Nachhaltigkeitsziele „Hochwertige Bildung (4)“, „Nachhaltige Städte und Gemeinden (11)“ sowie „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen (16)“ im Fokus.
Globale Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen
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