Gesundheit -

Polioviren in Abwasser vier deutscher Städte

Gesundheitsamt Mannheim empfiehlt: Impfschutz gegen Polio überprüfen / Baden-Württemberg weitet Untersuchungen aus

Das Gesundheitsamt Mannheim weist auf eine Information des baden-württembergischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration vom 29. November 2024 hin: Demnach hat das Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland in dem als Frühwarnsystem bundesweit in verschiedenen Kommunen eingesetzten Abwassermonitoring erstmals das Schluckimpfstoff-abgeleitete Poliovirus nachgewiesen. Die Proben stammen aus München, Bonn, Köln und Hamburg. Bislang wurden in Deutschland keine Polio-Erkrankungen oder Verdachtsfälle gemeldet, heißt es in der Meldung weiter.

Poliomyelitis („Kinderlähmung“) ist eine hochansteckende Krankheit, die vor allem Kinder unter fünf Jahren betrifft und bei nicht ausreichend immunisierten Personen im schlimmsten Fall zu dauerhaften Lähmungen führen kann. Sie wird überwiegend mittels Schmierinfektion übertragen, in seltenen Fällen jedoch auch über Tröpfchen. Die Krankheit kann durch Polioimpfungen verhindert werden. „Gute Händehygiene kann daher die Ansteckung und Verbreitung von Polioviren reduzieren. Der beste Schutz vor Erkrankung bleibt jedoch weiterhin ein vollständiger Impfschutz. Die in Deutschland eingesetzte Impfung ist hochwirksam und sicher“, betonte Prof. Gottfried Roller, Leiter des Landesgesundheitsamtes, in der Mitteilung des Ministeriums.

Aufgrund insgesamt hoher Polio-Impfquoten und guter Hygienebedingungen in Deutschland ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Polio-Erkrankungen gering. Sofern Polioviren jedoch anhaltend zirkulieren, ist es nach Einschätzung des RKI möglich, dass vereinzelt Erkrankungsfälle unter ungeimpften oder nicht vollständig geimpften Personen auftreten.

„Der Fund von Polioviren in Abwasserproben in verschiedenen deutschen Städten unterstreicht eindringlich die Notwendigkeit eines vollständigen Impfschutzes gegen Kinderlähmung“, sagt Dr. Peter Schäfer, Leiter des Gesundheitsamts in Mannheim. Und er ergänzt: „Deshalb empfehle ich allen Mannheimer Bürger*innen, ihren Impfschutz gemäß der STIKO-Empfehlungen zu überprüfen und mögliche Lücken zu schließen.

„Wie unser Bericht zur Kindergesundheit in Mannheim 2024 zeigt, hatten 92 Prozent der untersuchten Kinder bei der Einschulungsuntersuchung 2022/2023 einen vollständigen Impfschutz; bei 5 Prozent der Kinder war er unvollständig, bei 3 Prozent fehlte der Impfschutz“, erklärt Dr. Schäfer.

Bislang wurden in Baden-Württemberg keine Untersuchungen von Abwasserproben auf Polioviren durchgeführt. „Die Untersuchung von Abwasserproben aus einer Kläranlage in Baden-Württemberg wird ab sofort in das Untersuchungsprogramm des RKI aufgenommen“, sagte Gesundheitsminister Manne Lucha am Freitag (29. November) in Stuttgart.

Tipps für Bürger*innen: 
• Schauen Sie bitte in Ihren Impfausweis und überprüfen Sie, ob der eigene Impfstatus und der Ihrer Kinder vollständig ist. Was eine vollständige Polio-Impfung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bedeutet, zeigt diese Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BzgA): https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-kinder-0-12-jahre/polio-kinderlaehmung/.
• Bei fehlender oder unvollständiger Polio-Impfung wenden Sie sich an Ihre Haus- oder Kinderarztpraxis.
• Achten Sie auf Händehygiene.

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