Siegerentwurf für Kultur- und Sportzentrum
Mit einem neuen Kultur- und Sportzentrum soll der Erhalt des sozialen, kulturellen und sportlichen Lebens in Wallstadt langfristig gesichert und die räumliche Unterbringung der Freiwilligen Feuerwehr im Stadtteil an den Bedarf angepasst werden. Nach einer Grundsatzentscheidung des Gemeinderats für den Neubau im Juli 2021 und dem anschließenden Beschluss im Februar 2022, die erste Entwurfsplanung auf Basis des in einer Machbarkeitsstudie entwickelten Kostenrahmens zu beauftragen, ist nun in der Planungsphase ein wichtiger Meilenstein erreicht worden: Der bauliche Entwurf für das Kultur- und Sportzentrum steht fest. Die Stadt hatte hierzu einen nichtoffenen, einstufigen Realisierungswettbewerb ausgelobt. Für das vom Architekturbüro Thiele aus Freiburg betreute Wettbewerbsverfahren wurden insgesamt 22 Vorschläge eingereicht. Ein 36-köpfiges Preisgericht aus Sach- und Fachpreisrichtern sowie sachverständigen Beratern tagte gestern unter Vorsitz von Prof. Peter Cheret, Architekt und Stadtplaner aus Stuttgart. Die Entscheidung fiel nach intensiver Diskussion: Der erste Preis wurde an Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten und Stadtplaner gemeinsam mit Jetter Landschaftsarchitekten aus Nürnberg vergeben. Die Städtebauer planen bereits in Mannheim im Auftrag eines Investors die Neubebauung des Grundstücks Augustaanlage 65-67 gegenüber des Planetariums. Ebenso wird die neue Grundschule auf Spinelli durch die BBS Bau- und Betriebsservice GmbH auf Grundlage des Entwurfs von Bär, Stadelmann, Stöcker gebaut.
„In einer Großstadt wie Mannheim ist ein stabiles und lebendiges Stadtteilleben essenziell für den Erhalt und das Wachstum der sozialen Strukturen im unmittelbaren Umfeld. Der Bedarf eines neuen Kultur- und Sportzentrums inklusive Räumlichkeiten für die Freiwillige Feuerwehr ist in der Bürgerschaft, Politik und Verwaltung unumstritten. Die große Herausforderung hierbei liegt, den vielfältigen Anforderungen an einen solchen Bau gerecht zu werden und dennoch die Kosten in einem vertretbaren Rahmen zu halten. Ziel ist es, dass am Ende so viele und unterschiedliche Gruppen und Trägerschaften das Zentrum gleichzeitig mit größtmöglichen Synergien nutzen können, ohne sich gegenseitig zu stören. Ebenso wichtig ist aber auch, dass sich der Entwurf städtebaulich in sein Umfeld einfügt. Gerade das ist dem Sieger gelungen, bei dem die funktionellen Anforderungen der Nutzer noch weiterentwickelt werden müssen“, resümiert Baubürgermeister Ralf Eisenhauer.
Der Anspruch an den Neubau ist komplex: Fahrzeughalle, Übungsflächen oder Umkleiden für die Feuerwehr müssen ebenso vorhanden sein wie eine Bühne, Multifunktionsräume für Sport und Veranstaltungen, ein Bandraum mit entsprechender Akustik und Schallschutz oder ein großzügiger Freibereich mit sportlicher Nutzung und Parkmöglichkeiten. Im Sinne einer nachhaltigen Bauweise setzt die Stadt Mannheim Begrünung, PV-Anlagen und KFW 40 Standard voraus.
Der Wettbewerb und die Erarbeitung der Auslobungsunterlagen wird durch intensive Bürgerbeteiligung begleitet. So waren zusätzlich zu dem bereits stattfindenden engen Dialogprozess, mehreren Ortsterminen und Stadtteilversammlungen Mitglieder des Bezirksbeirats, der Bürgerinitiative, der DJK Wallstadt und der Freiwillige Feuerwehr im Preisgericht vertreten.
Spannungsvolle Räume im Inneren
Nach intensiver Diskussion überzeugte der Entwurf Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten und Stadtplaner gemeinsam mit Jetter Landschaftsarchitekten aus Nürnberg das Preisgericht insbesondere dank seiner ebenso präzisen wie subtilen städtebaulichen Setzung. Positiv hervorgehoben wurde, dass im Inneren des Neubaus spannungsvolle Räume entstehen. Allerdings sahen insbesondere die im Preisgericht anwesenden Nutzergruppen beim Entwurf noch Bedarf bei den funktionalen Aspekten. Hier ist der Erstplatzierte von der Stadt aufgerufen, in Bezug auf die Funktionalität der Räumlichkeiten zu optimieren. Der zweite Preis wurde an a+r Architekten GmbH gemeinsam mit Glück Landschaftsarchitektur GmbH aus Stuttgart verliehen. Dieser Entwurf hat seine Stärken besonders in der inneren Organisation und Funktionalität. Aus städtebaulicher Sicht konnte er jedoch weniger befriedigen. Mit den beiden Preisträgern werden nun Verhandlungsgespräche geführt.
In einer ersten Bearbeitungsstufe werden gemäß der „Honorarordnung für Architekten und Ingenieure“ (HOAI) die Leistungsphasen 1-3 (Grundlagenermittlung, Vor- und Entwurfsplanung) in Auftrag gegeben. In der dann wettbewerbsentwurfsbezogenen Planungsphase kann so eine detaillierte Kostenberechnung erarbeitet werden. Danach wird der Gemeinderat erneut über die Fortführung der Maßnahme und das Einstellen erforderlicher Haushaltsmittel beraten. Dies soll voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 erfolgen. Erst mit diesem Beschluss kann eine zweite Bearbeitungsstufe mit den Leistungsphasen 4-9 (Genehmigungs- und Ausführungsplanung, Vorbereitung und Mitwirkung der Vergabe, Objektüberwachung und -betreuung) abgerufen und beauftragt werden. Nach positivem Beschluss wird ein Baubeginn im ersten Quartal 2025 angestrebt.
Die eingegangenen Wettbewerbsarbeiten können ab Montag, 3. April, bis zum 14. April im ersten Obergeschoss des Technischen Rathauses Mannheim, Glücksteinallee 11, eingesehen werden. In dieser Zeit können auch noch Hinweise zum Siegerentwurf und dem zweiten Platz gegeben werden, die in die Verhandlungsgespräche mitgenommen werden. Hinweise können Interessierte zudem ab dem 3. April auch online über das Beteiligungsportal https://mannheim-gemeinsam-gestalten.de/kultur-und-sportzentrum-wallstadt einreichen.
Hintergrund
Im Stadtteil Wallstadt sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Veranstaltungsräumlichkeiten, wie beispielsweise Nebenräume von gastronomischen Betrieben, weggefallen, wodurch die Vereine und das ehrenamtliche Engagement und damit auch das lebendige Stadtteilleben insgesamt gefährdet sind. Da es vor Ort keine Alternative gibt, ist ein Neubau mit entsprechenden Räumlichkeiten im Stadtteil notwendig, um das Fortbestehen der Wallstadter Kultur- und Sportvereine zu sichern. Die Freiwillige Feuerwehr ist ebenfalls Teil des lebendigen Wallstadter Stadtteillebens. Seit geraumer Zeit wird der Betrieb durch eine provisorische Erweiterung mit Containern aufrechterhalten.
Vor diesem Hintergrund sind sowohl die Errichtung eines Kultur- und Sportzentrums als auch der Neubau eines Gerätehauses der Freiwilligen Feuerwehr erforderlich. Durch die angestrebte Multifunktionalität des Neubaus sollen gleichzeitig die Schnittstellen zwischen Kultur, Sport und Feuerwehr intensiviert werden.
Das Kultur- und Sportzentrum soll auf einem rund 1,16 Hektar großen Grundstück in der Normannenstraße entstehen, das sich in städtischem Eigentum befindet und aktuell überwiegend landwirtschaftlich genutzt wird. Im Sinne eines sparsamen Umgangs mit Grund und Boden werden die Flächen nicht vollständig ausgenutzt. Vielmehr gilt es, die für die geplante Nutzung erforderliche Fläche möglichst klein zu halten.
Die Planungen beruhen auf Grundlage der Machbarkeitsstudie. Das Flächen- und Nutzungsprogramm wurde im Dialog mit den Fachdienststellen der Verwaltung, dem Bezirksbeirat, der Bürgerinitiative Kultur- und Sportzentrum Wallstadt sowie der Freiwilligen Feuerwehr Wallstadt weiterentwickelt. Zur Reduzierung der Realisierungskosten wurden in Workshops gemeinsam Synergien und Effizienzen geprüft. Im Herbst 2022 hat die Verwaltung in einer öffentlichen Informationsveranstaltung die Wettbewerbsaufgabe vorgestellt.