Stabilisierung der Kinderbetreuung: Stadt und Kirchen passen Kita-Öffnungszeiten an
Die Stadt und die beiden christlichen Kirchen in Mannheim haben vereinbart, die offiziellen Ganztags-Öffnungszeiten ihrer Kindertagesstätten ab dem kommenden Kita-Jahr ab September 2024 von bisher 46,5 Stunden auf 41,5 Stunden pro Woche zu reduzieren. So soll der Betrieb der Kindertagesstätten stabilisiert und die Öffnungszeiten verlässlicher gestaltet werden. Gleichzeitig sollen die Gebühren anteilig reduziert werden.
In Mannheim gibt es trotz der bekannten bundesweiten Herausforderungen bei der Stadt und anderen Trägern so viele Kinderbetreuungsplätze wie nie zuvor. Gleichzeitig haben in den letzten Jahren gesamtgesellschaftliche Entwicklungen den Bedarf nach frühkindlicher Betreuung massiv erhöht und es sind überdurchschnittlich viele junge Familien nach Mannheim zugezogen. Daher ist die Situation bei der frühkindlichen Betreuung trotz der Erfolge beim Kita-Ausbau und der Personalgewinnung in Mannheim weiter sehr angespannt: Aktuell suchen noch rund eintausend Familien einen Betreuungsplatz.
Bereits in den vergangenen Monaten mussten durch den deutschlandweiten Mangel an Erzieherinnen und Erziehern in rund 85 Prozent der Mannheimer Kitas die Öffnungszeiten immer wieder zeitweise reduziert werden. Ohne stabilisierende Maßnahmen müssten auch im kommenden Kindergartenjahr in vielen Einrichtungen die maximalen Betreuungszeiten wieder jeweils Woche für Woche neu festgelegt werden. Zusätzlich würden ab dem Herbst in ganz Mannheim wegen des Personalmangels rund 400 Kita-Plätze entfallen.
Daher haben sich die beiden christlichen Kirchen und die Stadtverwaltung auf Maßnahmen verständigt, die 400 bedrohten Kita-Plätze zu sichern und die Betreuungszeiten zu stabilisieren. Dazu haben die drei Träger vereinbart, ihre Ganztags-Öffnungszeiten nun auch offiziell zu reduzieren: Statt bisher offiziell 46,5 Stunden pro Woche, die bereits seit Monaten in vielen Einrichtungen nicht mehr erreicht werden konnten, soll die maximale Öffnungszeit befristet für die nächsten drei Jahre auf in der Regel 41,5 Stunden reduziert werden (montags bis donnerstags 8,5 Stunden, freitags 7,5 Stunden). Die von vielen Eltern genutzten „verlängerten Öffnungszeiten“ oder „Regelöffnungszeiten“ sind davon nicht berührt. Mit diesem Schritt gleicht Mannheim seine Kita-Öffnungszeiten an andere Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg an (vgl. Ländermonitor), die größtenteils bereits seit längerem ihre Ganztagsangebote zeitlich reduziert haben. So sollen den Familien mit den vorhandenen Erzieherinnen und Erziehern möglichst lange Öffnungszeiten so sicher wie möglich angeboten werden.
Über diese Entscheidung zur Anpassung der Öffnungszeiten wird der Jugendhilfeausschuss und der Gemeinderat in seinen anstehenden Sitzungen informiert. Gleichzeitig wird der Gemeinderat gebeten, eine anteilige Gebührenreduktion bei städtischen Kitas und die anteilige Erstattung der Gebühren bei freien Trägern zu beschließen. Ohne diese Entscheidung könnten die Gebühren bei städtischen Kitas wie bisher erst nach mehreren Ausfallwochen erstattet werden und die kirchlichen Träger müssten ihre Gebühren absehbar zusätzlich erhöhen.
„Es ist uns sehr bewusst, dass die Reduktion der Öffnungszeit um eine Stunde täglich viele Eltern vor Schwierigkeiten stellt“, betonen Bildungsbürgermeister Dirk Grunert und die Geschäftsführer der evangelischen bzw. katholischen Kindertagesstätten, Steffen Jooß und Eckhard Berg. „Gleichzeitig ist sie leider unumgänglich, denn nur so können wir beim aktuellen Fachkräftemangel wieder ein Stück Planungssicherheit für die Eltern zurückgewinnen und 400 Kita-Plätze für Mannheimer Familien im kommenden Jahr sichern.“
Um dem Mangel an Erzieherinnen und Erziehern zu begegnen, arbeitet die Stadt Mannheim bereits seit längerem daran, die Arbeitsbedingungen in den Kitas zu verbessern. So werden pädagogische Fachkräfte zum Beispiel von fachfremden Tätigkeiten entlastet und besser bezahlt. Außerdem wurden Möglichkeiten zum Quereinstieg in den Erzieherberuf geschaffen und die Zahl der Ausbildungsplätze um 20 Prozent erhöht. Im April hatte die Stadt Mannheim darüber hinaus alle Träger zu einem „Strategieworkshop Kinderbetreuung“ mit Oberbürgermeister Christian Specht und Bürgermeister Dirk Grunert eingeladen. Dabei wurde unter anderem die jetzt umgesetzte Reduktion der Betreuungszeiten intensiv diskutiert. Weitere Vorschläge bzw. Maßnahmen aus dem Strategieworkshop werden in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 6. Juni vorgestellt. Unter anderem arbeitet die Stadt an einem Konzept, mit Spielegruppen die Reduktion der Öffnungszeiten in den Randzeiten teilweise zu kompensieren.
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