Konzert und Tanz von Komitas Vartapet - Six Dances, Keiko Shichijo / Tanzkompagnie: Eric Trottier
Man kann die eigentümlich-archaische Schönheit der Musik, die mit dem armenischen Priester, Komponisten, Musikpädagogen und Musikethnologen Komitas Vardapet (1869-1935) verbunden wird, noch immer als Geheimtipp unter Kennern charakterisieren. Andererseits ist eine wachsende Auseinandersetzung mit dem faszinierenden Werk des „forgotten folkhero“ (The Guardian) nicht zu überhören. Und dies nicht von ungefähr: Er gilt nicht nur als Begründer der modernen klassischen Musik Armeniens, sondern auch als Bewahrer der tradierten armenischen Volksmusik. Über viele Jahre hinweg reiste Komitas parallel zu seiner Lehrtätigkeit quer durch das Land und legte eine große Sammlung armenischer Volkslieder und -tänze an, wie sie traditioneller Weise in den Dörfern aufgeführt wurden. Ein von ihm eigens erfundenes Notationssystem ermöglichte ihm die Kodifizierung dieser dörflichen Weisen. Ohne sein musikethnologisches Engagement hätte die traditionell mündlich überlieferte armenische Profanmusik den Genozid von 1915 nicht überlebt. 1906 komponierte Komitas in Paris einen Zyklus von sechs Tänzen für Klavier, basierend auf traditioneller armenischer Folklore. Eine konzertante Aufführung dieses Zyklus‘ begeisterte nicht nur Zeitgenossen wie Claude Debussy, sondern auch die japanische Pianistin und Hammerklavier-Virtuosin Keiko Shichijo, die 2016 in ihrer Wahlheimat Amsterdam die „Sechs Tänze“ von Komitas eingespielt hat, um der Welt von dieser „music from long ago and far away“ (Produzent Arnold de Boer) zu erzählen. Mit dem Konzert, zu dem Tänzerinnen und Tänzer des La_Trottier Dance Collectives improvisieren, eröffnet die Stadt Mannheim nicht nur den Urban Thinkers Campus 2017, sondern begrüßt auch das EinTanzHaus Mannheim als einen weiteren, ganz besonderen Spielort in der Stadt.