Sehstation Nr. 1:

 

Adresse: Augustaanlage 58

 

Bauherr: Mannheimer Kunstverein

 

Architekt: Theo Pabst, Darmstadt

 

Nutzung: Ausstellungsgebäude

 

Fertigstellung: 1966

Ausstellungsgebäude Kunstverein

Als eine der ältesten bürgerlichen Vereinigungen zur Kunstpflege in Deutschland wurde der Mannheimer Kunstverein 1833 gegründet. Mit der Planung eines eigenen Ausstellungsgebäudes wurde der Professor an der Technischen Hochschule Darmstadt und Architekt der Darmstädter Kunsthalle, Theo Pabst, beauftragt. Pabst setzte der in den 50er Jahren entstandenen Hochhausarchitektur am Eingang zur Augustaanlage einen niedrigen, langgestreckten Baukörper entgegen. Dieser entwickelt sich parallel zur Straße, von der er zugunsten eines Vorplatzes zurückweicht. Aufbau und Raumkonzeption weisen das Gebäude als ein geradezu klassisches Beispiel der geometrisch-rationalen Architekturströmung der 60er-Jahre aus. Den Außenbau prägt die Kombination zweier Körper, die in Form, Material und Farbe in ein spannungsreiches Verhältnis gesetzt sind: auf einem langen, niedrigen Riegel, der mit hellen Waschbetonplatten verkleidet ist, steht – seitlich versetzt – ein dunkler, mit Kupfer verkleideter Kubus; dieser „schwebt“ auf einem schmalen Glasgürtel über dem Flachbau. Das Innere differenziert drei Haupträume mit jeweils quadratischem Grundriss. In der Mitte sitzt die Eingangshalle, der sich nach Westen als offener Raum ein Innenhof zur Aufstellung von Plastiken anschließt. Der Hof ist mit dem Foyer über eine Glaswand optisch verbunden, von der Umgebung aber durch Mauern abgeschirmt. Der gegenüberliegenden Seite lagert sich die 2-geschossige, kubische Ausstellungshalle an. Sie wird durch vier in den Raum gestellte Kreuzstahlpfeiler getragen. Zwischen die Stützten ist eine Empore eingehängt, welche die Ausstellungsfläche erweitert und den Raum von allen vier Seiten umgibt. Die Wände sind nahezu vollständig geschlossen. Der Belichtung dienen ein umlaufendes Glasband sowie ein Sheddach, unter dem eine Milchglasdecke das Tageslicht filtert. Die flache Glasdecke bewahrt die kubische Raumform und wiederholt durch ihre quadratischen Gitterwerkfelder die Grundform der Raumgrundrisse. Als Modul erscheint das Quadrat auch in den Wandverkleidungen und Bodenbelägen.

(Quelle: Architekturführer Mannheim; Dietrich Reimer Verlag; Hrsg. Stadt Mannheim, Autor: Andreas Schenk)

Beurteilung der Jury:

Der Baukörper des Kunstvereins fügt sich überzeugend in
den Stadtraum ein, der durch die hohen Baublöcke gebildet
wird, und er schafft einen ruhigen Abschluss der Augustaanlage.
Das Ausstellungsgebäude erhält seine markante
Gestalt durch die einfache Fügung zweier Baukörper:
ein flacher, ruhender Sockel, der gleichzeitig einen Innenhof
umschließt, trägt einen schlichten Kubus. Es entsteht
mit wenigen Elementen ein einfacher Bezirk, der
neugierig macht, zum Betreten einlädt und die ausgestellte
Kunst als kostbares Gut zu bergen scheint.

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