Wohn- und Atelierhaus Mutschler

Carlfried Mutschler gehörte zu jenen Eiermann-Schülern, die innerhalb der vielfach phantasielosen Mannheimer Nachkriegsarchitektur schon früh durch qualitätsvolle Bauwerke auffielen. Eines dieser Gebäude ist das in eine Hauszeile des 19. Jahrhunderts eingefügte Wohn- und Atelierhaus des Architekten. Das Haus, mit dem sich Mutschler vom Funktionalismus Eiermannscher Prägung verabschiedete, wurde in einer Baulücke errichtet, die durch ihre geringe Breite eine straffe Raumorganisation notwendig machte. So erschließt ein schmales seitlich angeordnetes Treppenhaus die fünf Geschosse, dessen oberstes als Wohnung dient und über eine an der Rückfassade auskragende Wendeltreppe mit einer Dachterrasse verbunden ist. Das Flachdach, die Geschoßhöhen und die Fassadengestaltung setzen den Neubau in Kontrast zu den flankierenden Altbauten. EG und 1. OG sind verglast und durch eine Brüstung mit einem abstrakten, kraftvollstrukturierten Betonrelief des Stuttgarter Künstlers Otto Herbert Hajek betont. Gelber Klinker über dem 1. OG sucht die Anbindung an die Nachbarhäuser; Sichtbetongliederungen und –flächen schaffen moderne Akzente. Die Kombination von rechteckigen Flächen und Wandscheiben sowie horizontalen und vertikalen Gliederungselementen gibt der Fassade den Charakter einer abstrakten Bildkomposition. Das breite Fensterband im 1.OG kennzeichnet das Atelier des Architekten.

_{(Quelle: Architekturführer Mannheim; Dietrich Reimer Verlag; Hrsg. Stadt Mannheim, Autor: Andreas Schenk)}

Beurteilung der Jury:

Das 1960 von Carlfried Mutschler erbaute Wohn- und Atelierhaus
fügt sich gut in die Umgebung ein und ist eigenständig
zugleich. Der Eiermann-Schüler fügt das straff organisierte
Gebäude unter Berücksichtigung der umliegenden
Fassadenmotive ebenso phantasievoll wie angemessen
in Gliederung und Materialität ein. Durch das Spiel horizontaler
und vertikaler Flächen entsteht eine spannungsvolle
Bildkomposition mit einer reliefartigen Wirkung.