Agenda-21-Kinowoche „Heraus – Fordern – Handeln“
Heraus – Fordern – Handeln: Selbstbestimmungsrecht einfordern
Nur eine Frau
DEU 2019. R: Sherry Hormann. D: Almila Bagriacik, Aram Arami, Merve Aksoy, Mehmet Atesci, Samir Fuchs, Özgür Karadeniz. 96 Min. FSK: 12
Erinnern Sie sich? Ein Mann erschießt eine Frau in Berlin auf offener Straße. Die Kugeln treffen sie ins Gesicht. Der Täter: ihr Bruder. Hatun Ayanur Sürücü, eine junge deutsch-kurdische Frau, Mutter eines Sohnes, Tochter und Schwester, wird Opfer eines sogenannten „Ehrenmords“, da ihr Streben nach individuellem Glück und persönlicher Freiheit mit dem patriarchalischen Ehrenkodex ihrer Familie kollidierten.
Der Film zeichnet den Lebensweg der Getöteten und ihr Streben nach einem autonomen Lebensstil nach und setzt dabei ungewöhnliche Stilmittel ein. Aus dem Off kommentiert die Protagonistin selbst ihre Geschichte und das Verständnis ihres Umfelds von „Ehre“. Szenen aus realen Homevideos zeigen Momentaufnahmen aus dem Leben von Hatun Ayanur Sürücü. Zudem werden grafische Elemente genutzt, um z. B. die Tatbestandsmerkmale des Bundeskriminalamtes von dem sogenannten »Ehrenmord“ darzustellen.
Mit 15 Jahren wird Hatun vom Gymnasium genommen und in der Türkei zwangsverheiratet. Ihr Mann ist gewalttätig, und sie ist nicht bereit, ihr Schicksal anzunehmen. Hochschwanger kehrt sie nach Deutschland in ihr Elternhaus zurück. Doch nun nimmt die Tragödie ihren Lauf. Denn den Ehemann zu verlassen bedeutet einen Bruch mit der Tradition - und dies heißt Schande über die Familie zu bringen.
Die innere Zerrissenheit der Protagonistin wird ebenso beleuchtet wie die juristisch schwierige Aufarbeitung des Falls. Im Vordergrund steht jedoch nicht das Leiden der jungen Frau, sondern das eigenständige Leben, das sie . Der Film ist trotz seiner Tragik vor allem eine Hommage an die ungeheure Stärke und den Mut einer jungen Frau, die für ihre Freiheit und das Recht auf Selbstbestimmung kämpfte und dafür mit dem Leben bezahlte.
Gesprächspartnerin:
Dipl.-Sozialpädagogin (FH), Mitarbeiterin der Beratungsstelle YASEMIN, Evangelische Gesellschaft Stuttgart. YASEMIN berät Mädchen und junge Frauen, die von Gewalt im Namen der „Ehre“, Zwangsverheiratung und / oder weiblicher Genitalverstümmelung bedroht oder betroffen sind.
weitere Informationen unter: https://www.cinema-quadrat.de