Innovationsmanagement als zentraler Wettbewerbsfaktor
Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe, referiert am 30. April beim 4. Mannheimer Open Innovation Forum um 18 Uhr im MAFINEX-Technologiezentrum zum Thema „Innovationsmanagement im Mittelstand“. „Fakten & Faktoren“ beantwortete sie bereits vorher einige Fragen.
Sehr geehrte Frau Professor Weissenberger-Eibl, was müssen wir uns unter Innovationsmanagement vorstellen?
Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl: Eine gute Idee zu haben reicht heute oftmals nicht mehr aus, um sich erfolgreich am Markt zu behaupten. Mit der steigenden Komplexität von Technologien, Produkten und Dienstleistungen müssen Ideen zum richtigen Zeitpunkt umgesetzt werden, damit sie ein Erfolg werden. Hier hat sich ein systematisches Innovationsmanagement als zentraler Erfolgsfaktor im Wettbewerb herausgestellt. Eine wichtige Voraussetzung für Innovationen ist Kreativität. Daher sollten Freiräume für kreatives Arbeiten in den Unternehmen geschaffen und gleichzeitig in einen systematischen Prozess eingebunden werden. Ein ganzheitlich angelegtes Innovationsmanagement verfolgt das Ziel, Ideen zu generieren und nach objektiven Kriterien auszuwählen, um sie dann in einen strukturierten Prozess der Umsetzung zu überführen.
Welche Potenziale besitzt Innovationsmanagement?
Mit einem ganzheitlichen Innovationsmanagement können Unternehmen optimal auf Veränderungen in ihrem Umfeld reagieren – sowohl in Gesellschaft, Wirtschaft, Staat, als auch im Zusammenspiel mit technologischen Entwicklungen. Ausgefeilte Methoden der Vorausschau liefern Informationen, relevante Entwicklungen frühzeitig zu identifizieren und in Handlungsoptionen für Unternehmen zu übersetzen. Mit Szenarien können mögliche Entwicklungen im Umfeld konsistent beschrieben und als Grundlage für die Strategie- und Produktentwicklung genutzt werden. Roadmaps helfen, konkrete Maßnahmen zu planen und im Dialog innerhalb des Unternehmens zu kommunizieren. Unsere Erfahrung zeigt, dass schon eine zielgerichtete punktuelle Unterstützung gerade in KMU neue Perspektiven für Entscheidungen eröffnet.
Wie kann man besonders bei älteren Mitarbeitern innovatives Denken fördern?
Innovationen zielen heutzutage nicht mehr nur auf den kurzfristigen Erfolg. Ein ganzheitliches, auf Nachhaltigkeit ausgelegtes Innovationsmanagement zielt vielmehr darauf ab, langfristig die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Daher gilt es, nicht nur Innovationsprozesse strukturell im Unternehmen zu verankern, sondern auch mit den Mitarbeitern gemeinsam eine Innovationskultur zu etablieren und zu pflegen, die offen ist für Neues und Anreize für Veränderungen setzt.
Aufgrund des demographischen Wandels müssen Unternehmen lernen, mit einer alternden Beschäftigungsstruktur umzugehen. Da die vorhandenen Werkzeuge zur Förderung der Innovationsfähigkeit von Betrieben nicht ohne Weiteres an die Belange der älteren Beschäftigten angepasst sind, ist es eine Herausforderung, die Innovationsfähigkeit unter diesen Bedingungen aufrecht zu erhalten. Wir am Fraunhofer ISI stellen dafür den Unternehmen Instrumente und differenzierte Lösungsansätze zur Innovationsförderung zur Verfügung. Für die Umsetzung gibt es jedoch kein Patentrezept. Jedes Unternehmen ist mit seinen Produkten, Mitarbeitern und Rahmenbedingungen einzigartig. Bis aus einer Idee ein erfolgreiches Produkt am Markt und damit eine Innovation entstanden ist, bedarf es eines individuellen Zuschnitts der Methoden und Prozesse auf die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort.
Sehr geehrte Frau Professor Weissenberger-Eibl, wir danken Ihnen sehr für dieses Gespräch und freuen uns auf Ihren Vortrag.
Univ.-Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl
Universitätsprofessorin Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl leitet das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe. Zudem hat sie seit 1.1.2013 den Lehrstuhl für InnovationsManagement am Institut für Entrepreneurship, Technologie-Management und Innovation (EnTechnon) des Karlsruher Instituts für Technologie KIT inne. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Analyse von Entstehung und Auswirkungen von Innovationen. Sie konzentriert sich hierbei auf das Management von Innovationen und Technologien, die strategische Vorausschau und Planung, Unternehmensnetzwerke sowie das Wissensmanagement