Sehstation Nr. 2:

 

Adresse: Quedlinburger Weg 1

 

Bauherr: Ev. Kirche Mannheim

 

Architekt: Helmut Striffler, Mannheim

 

Nutzung: Kirche

 

Fertigstellung: 1960

 

ev. Jonakirche

ev. Jonakirche

Eine „Perle des modernen evangelischen Kirchenbaus“ nach 1945 ist im Mannheimer Stadtteil Blumenau zu bewundern: Die nach den Plänen des Architekten Helmut Strifflers (Jahrgang 1927) erbaute Kapelle gehört zu den bedeutendsten Beispielen des modernen Kirchenbaus. Im Jahr 2011 feierte die Jonakirche ihren 50. Geburtstag. Betritt man die Kirche, die 130 Besuchern Platz bietet, fällt die ungewöhnliche Lichtführung auf: Es befinden sich nur wenige, sparsam angeordnete Lichtöffnungen in der Raumschale, die den Altarraum betonen und dem Raum eine meditative Stimmung verleihen. Die Wände und die Decke sind in Sichtbeton ausgeführt: alles aus einem Guss, was die Körperhaftigkeit des Kirchenraumes unterstützt. Leider wurde die Kirche im Rahmen einer Sanierung von außen mit einem Anstrich versehen, wodurch die lebendige Oberflächenstruktur der Holzschalung verloren ging. Das helle Kiefernholz der Emporenbrüstung und der Bänke steht in angenehm warmen Kontrast zum Sichtbeton. Die vom Architekten gestalteten Prinzipalstücke sind ebenso wie die Bänke aus hellem Holz und Stahl gefertigt. Besonders beeindruckend ist die Art der Akzentuierung der liturgischen Orte. So erinnert das dreiteilige Fenster hinter dem Altar an die Dreieinigkeit und durch die bogenförmige Ausbuchtung hinter dem Ambo wird der Ort der Predigt besonders hervorgehoben. Bemerkenswert ist auch die künstlerische Ausgestaltung: Das kleine Altarkreuz mit Christusfigur wurde von Wiedemann aus Gimmeldingen geschaffen, das Wandrelief stammt von Dreher aus Weilheim. Ursprünglich waren die Bänke ohne Mittelgang (siehe Bild 2) angeordnet. Die Besucher füllten von links und rechts die Bänke. Auch der rote Teppich im Mittelgang, der Wandteppich und die Orgel gehören nicht zur Erstaustattung. Einen gravierenden Einschnitt in die Wirkung des Baus verursacht der Anstrich, den die Kirche im Rahmen einer Sanierung erhielt. Dadurch ging die lebendige Oberflächenstruktur der Holzschalung verloren. Die Genehmigung zum Bau erteilte der Mannheimer Kirchengemeinderat im Jahr 1960. Bereits am 4. März 1961 erfolge die Grundsteinlegung und am zweiten Advent 1961, am 10. Dezember, konnte die Kirche eingeweiht werden. Nach dem Propheten Jona aus dem Alten Testament wurde sie erst 1997 benannt. 2009 erfolgte die Aufnahme in die Liste der Kulturdenkmäler in Baden-Württemberg. Inzwischen gehört die Jonakirche, die auch Blumenaukapelle genannt wird, zur Dreieinigkeitsgemeinde in Mannheim-Sandhofen.

(Quelle: Homeppage ev. Landeskirche Baden; Anne Sick / Kirsten de Vos)

Beurteilung der Jury:

Das Besondere am Innenraum der Jonakirche ist die subtile Gestaltung der Wegführung vom Eingang zum Altar, die zeltartige Geometrie und Proportion des Kirchenraums und schließlich der dramaturgische Umgang mit dem Tageslicht. Diese drei Themen finden sich in jeder Kirche, werden aber in der Jonakirche auf äußerst virtuose und spannungsvolle Weise auf kleinem Raum inszeniert. Es entsteht im Ergebnis ein intimer Kirchenraum mit gleichzeitig großer Intensität. Die Baukonstruktion aus Sichtbeton stärkt den archaischen Charakter des vielgestaltigen Raums. Von der Kirchengemeinde wird er auch nach einem halben Jahrhundert als Heimat erlebt. Die Jonakirche ist ein herausragendes Beispiel des Kirchenbaus der 60er Jahre, das weit über seine Entstehungszeit hinauswirkt.

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