Ergebnisse der vierten Sicherheitsbefragung
Bereits zum vierten Mal hat die Stadt Mannheim ihre Bürgerinnen und Bürger zu ihrem Sicherheitsempfinden befragt. 26.000 Personen wurden dazu im vergangenen Dezember angeschrieben, um an der aktuellen Sicherheitsbefragung teilzunehmen. Nun liegen die Ergebnisse vor. Zentrale Erkenntnis: Die Vielzahl an direkt aufeinanderfolgenden bzw. sich teilweise überlappenden Krisen beeinflussen die subjektive Sicherheitslage in Mannheim und sorgen für eine leicht gestiegene Kriminalitätsfurcht. Die Lebensqualität wird aber weiterhin mit gut oder befriedigend bewertet. Aus den Erkenntnissen der diesmal fast ausschließlich online durchgeführten Befragung sollen nun kriminalpräventive Maßnahmen entwickelt werden.
„Die Sicherheitsbefragung ist ein wichtiger Baustein unserer Mannheimer Sicherheitsarchitektur. Um in Zukunft die Auswirkungen von weiteren Krisen möglichst gering zu halten, müssen wir als Stadtgesellschaft unsere Resilienz stärken. Das haben uns die Ergebnisse hinsichtlich der Kriminalitätsfurcht deutlich gezeigt. Gleichzeitig helfen uns diese Ergebnisse auch dabei, die richtigen Ansatzpunkte für weitere Maßnahmen zu finden“, so Erster Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht.
Im Vergleich zur letzten Befragung im Jahr 2020 ist die Kriminalitätsfurcht in Mannheim leicht gestiegen, was maßgeblich auf die vielfältigen Krisenerfahrungen der jüngeren Vergangenheit zurückzuführen ist. Erfreulich ist hingegen die Situation in den Stadtteilen, denen in vergangenen Befragungen eine erhöhte Kriminalitätsfurcht zugeschrieben wurde. So nannten in der Befragung von 2020 noch 65 Prozent der Befragten den Stadtbezirk Neckarstadt-West als Gegend, in der sie sich fürchten würden. Dieser Anteil hat sich auf 50 Prozent reduziert. Auch die Wahrnehmung im Jungbusch hat sich verbessert (von 60 Prozent auf 48 Prozent).
Bei den im Rahmen der Befragung erfassten Viktimisierungsraten ist ein positiver Trend zu verzeichnen. Lediglich der Telefonbetrug hat deutlich zugenommen. In diesem Zusammenhang positiv zu bewerten ist jedoch, dass Fälle von Betrug mittlerweile häufiger angezeigt werden.
Die subjektive Bedeutung der meisten Incivilities (subjektive Störungen der normativen Ordnung) hat in den vergangenen beiden Jahren abgenommen. Die Wahrnehmung von Schmutz und Müll sowie Respektlosigkeit hat hingegen an Bedeutung gewonnen.
Neue Schwerpunktthemen abgefragt
Schwerpunktthemen waren in dieser Befragungsrunde das Sicherheitsgefühl von Frauen und LSBTI-Menschen, Bevölkerungs- und Katastrophenschutz sowie der Videoschutz in Mannheim.
Frauen unter 30 Jahren, unabhängig eines Migrationshintergrunds, haben die größte Kriminalitätsfurcht und das höchste Viktimisierungsrisiko. In der Sicherheitsbefragung 2020 bestand die Gruppe mit der höchsten Kriminalitätsfurcht noch aus jungen Frauen mit Migrationshintergrund.
Um auch Aussagen über die Opferwerdung und die Kriminalitätsfurcht bei Menschen mit unterschiedlichen sexuellen und geschlechtlichen Identitäten sowie vielfältigen Geschlechtsausdrücken und Geschlechtsmerkmalen zu erlangen, wurde erstmals abgefragt, ob jemand zur Gruppe der LSBTI-Menschen gehört. 6 Prozent (N=330) der Teilnehmenden würden sich dieser Gruppe zuordnen.
„Die Befragungsergebnisse bestätigen Resultate anderer Studien, dass LSBTI-Menschen eine höhere Kriminalitätsfurcht als andere haben und grundsätzlich häufiger Opfer von Straftaten werden“, so die Erkenntnisse von Prof. Dr. Dieter Hermann.
Unverändert gut (Schulnote 2,3) fällt die Bewertung des intelligenten Videoschutzes in Mannheim aus. Der Anteil der Personen, die sich durch den Videoschutz sicherer fühlen, ist in den vergangenen beiden Jahren sogar von 51 auf 58 Prozent gestiegen.
Erstmals gab es auch Fragen zum Thema Katastrophenschutz. Gefragt wurde nach der Nutzung von Warn-Apps, dem Wissensstand über Sirenensignale und der Vorbereitung der Bevölkerung auf Gefahren- und Krisenfälle.
60 Prozent der Befragten gaben hierbei an, keine Warn-App zu nutzen. Auch der Wissensstand der Befragten über die Bedeutung von Warnmedien wie Warn-Apps und Sirenensignalen stellte sich als verbesserungswürdig heraus.
Etwa die Hälfte der Teilnehmenden gab an, zumindest einige der vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfohlenen Schutzmaßnahmen, z. B. das Anlegen von Lebensmittelvorräten zur Vorbereitung auf Gefahren- und Krisenfälle, getroffen zu haben. 23 Prozent sehen hingegen keine Notwendigkeit, sich vorzubereiten.
So geht es weiter
In den vergleichsweise deutlicher von Kriminalitätsfurcht betroffenen Stadtquartieren Neckarstadt-West, Innenstadt und Jungbusch werden auch künftig „Runde Tische“ durchgeführt, um Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit und zur Steigerung des Sicherheitsempfindens zu besprechen und auf den Weg zu bringen. Auch stadtweite Maßnahmen u.a. zum Abbau von Respektlosigkeit oder zur Verbesserung der ästhetischen Situation durch Beseitigung von Schmutz und Müll werden nun mit den betroffenen Fachverwaltungen und städtischen Netzwerkpartnern sowie der Polizei beraten, ergänzt und ggfls. weiterentwickelt.