Aktionsfonds "Zivilgesellschaftliches Engagement gegen Rechtsradikalismus, Muslimfeindlichkeit, Antisemitismus und Antiziganismus"

Der Gemeinderat der Stadt Mannheim hat im Rahmen der Etatverhandlungen zum Doppelhaushalt 2020 / 2021 mit Mehrheitsbeschluss einen Fördertopf zur Stärkung zivilgesellschaftlichen Engagements gegen Rechtsradikalismus, Muslimfeindlichkeit, Antisemitismus und Antiziganismus bewilligt. Für das Förderjahr 2025 stehen für diesen Aktionsfonds wiederum Mittel in Höhe von 120.000,- € zur Verfügung.

In Reaktion auf die Ereignisse in Halle und Hanau sowie auf bundesweit fortbestehende, rigide Feindbildkonstruktionen und extremistisch motivierte Morde, ist dieses Förderinstrument als nachdrücklicher kommunaler Impuls zu verstehen, das breite zivilgesellschaftliche Engagement der Mannheimer Bürgerschaft gegen Rechtsextremismus und weitere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu stärken und zu unterstützen. Der Aktionsfonds ist ein Angebot an die Mannheimer Stadtgesellschaft, sich sowohl mit bewährten Ansätzen aber auch neuen Ideen auf möglichst vielfältige Weise für unsere freiheitlich-demokratischen Werte einzusetzen sowie rassistischen und menschenverachtenden Gesinnungen aktiv entgegen zu wirken.

Mit dem Aktionsfonds soll ein öffentlich wahrnehmbarer Beitrag zum Leitbild „Mannheim 2030“ geleistet werden; insbesondere zum Strategischen Ziel (3).

Die jährlichen Ausschreibungen wenden sich ausdrücklich auch an Aktionsgruppen und Bürgerinitiativen, die (stadtteilbezogene) Projekte zu den Themenfeldern des Aktionsfonds umsetzen möchten.

Gerne können Sie sich bezüglich Fragen zum Aktionsfonds an uns wenden (sylvia.loeffler@mannheim.de).

In 2025 werden die folgenden Projekte über Fördermittel des Aktionsfonds umgesetzt:

Safer Space Mannheim

Projektträger*in: antidiskriminierungsbüro mannheim e.V. (adb)

Projektbeschreibung: In Mannheim gibt es nur äußerst begrenzte Angebote an Workshopräumen, die als „Safer Spaces“ konzipiert sind. „Safer Spaces“ sind geschützte, diskriminierungsfreie Orte, Plätze und Räume. Diese Räume sind darauf ausgelegt, eine inklusive Umgebung zu schaffen, die das Wohlbefinden und die aktive Teilhabe von Menschen fördern, die von Diskriminierung betroffen sind. Die Angebote in Mannheim decken nicht den kontinuierlichen Bedarf ab; die Nachfrage bleibt hoch. Daher soll im Haus der Vielfalt und des Engagements ein „Safer Space“ als Ort des Austauschs und der gegenseitigen Unterstützung entstehen – betreut und begleitet durch das im gleichen Gebäude ansässige antidiskriminierungsbüro mannheim e.V. (adb). Gemeinsam mit den Nutzer*innen plant das adb regelmäßige, niedrigschwellige Beratungsangebote und Schulungen. 

Koloniale Verflechtungen Mannheims aufspüren und Wissen über die Wurzeln von Rassismus verbreiten

Projektträger*in: Arbeitskreis Kolonialgeschichte Mannheim

Projektbeschreibung: Die Mitglieder des AK Kolonialgeschichte Mannheim verbindet die Überzeugung, dass die Seiten der deutschen Geschichte, die von Gewaltherrschaft, Rassismus und Ausbeutung geprägt waren, nicht ausgeblendet werden dürfen. Seit Jahren klären sie unterschiedliche Zielgruppen (Erwachsene und Schüler*innen) bezüglich der bis heute fortdauernden Muster und Strukturen der in der Kolonialzeit entstandenen gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (mit Bezug zu Mannheim) auf und tragen so zu einer kritischen Aufarbeitung und Diskussionskultur in Mannheim bei. In 2025 widmet sich der Arbeitskreis, neben der Fortführung bewährter Formate, u.a. der Einordnung von Burschenschaften im Hinblick auf problematische, aus der Zeit des Kolonialismus tradierte „Wissensbestände“ und Gesinnungen sowie den Themen Schokolade im Kontext von Kolonialismus und Aneignung von Kulturgütern aus den deutschen Kolonien. 

Gegen das Vergessen@ Mannheim

Projektträger*in: Gegen das Vergessen e.V.

Projektbeschreibung: Die Wander-Ausstellung "Gegen das Vergessen" zeigt Porträts von Überlebenden der NS-Verfolgung. 2025 sollen 60-80 großformatige Portraits von Überlebenden der NS Verfolgung aus verschiedenen Opfergruppen am Wasserturm ausgestellt werden. Ziel ist es eine Sensibilität bzgl. der Relevanz von Erinnerungskultur für unsere heutige super-diverse Gesellschaft zu erreichen. Gemeinsam mit Kooperationspartnern wie dem MARCHIVUM, der Stadtjugendring, die Jüdische Gemeinde MA und dem Ökumenischen Bildungszentrum Sanct Clara entsteht ein vielfältiges Programm mit Workshops, Führungen, Gesprächsformaten und Filmvorführungen. Die Ausstellung wird von Schüler*innen-Guides des Moll Gymnasiums begleitet, die sich intensiv mit der Ausstellung und der Geschichte der Stadt Mannheim während der NS Zeit auseinandergesetzt haben und nachhaltige Expert*innen (für ihre Peers) werden.
 

Black Academy 2025: Dialog und politische Bildung

Projektträger*in: Initiative Black Academy

Projektbeschreibung: In den letzten drei Jahren hat sich die Black Academy / Schwarze Akademie Mannheim als wichtiger Akteur im Kontext der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft etabliert. In diesem Jahr soll die Präsenz der Akademie im städtischen Leben weiter ausgebaut, durch gezielte Aufklärungsarbeit mehr Sichtbarkeit geschaffen und Teilhabe gefördert werden. Dazu werden vier Podcasts produziert, in denen Schwarze Menschen aus Mannheim ihre Erfahrungen i.R. der Zweiten Internationalen Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft teilen. Insbesondere sollen mittels des Projekts „Black Academy 2025: Dialog und politische Bildung“ die Errungenschaften von Afro-Nachkommen in Mannheim hervorgehoben werden, um die Wissensbasis zu verbreitern, Stereotypen abzubauen und das Bewusstsein für die Mechanismen von Diskriminierung zu schärfen. 
 

 

Demokratie-Empowerment für muslimische Jugendliche – Fortführung Modellprojekt Junge Muslime engagiert für Demokratie im Einsatz (JUMEDiE)

Projektträger*in: Mannheimer Institut für Integration und Interrreligiöse Arbeit e.V.

Projektbeschreibung: Das Mannheimer Institut engagiert sich seit vielen Jahren im Bereich der Fortbildung und Sensibilisierung zum Umgang muslimischer Jugendlicher mit demokratiegefährdenden Aktivitäten / Haltungen, insbesondere bezüglich Rechtsradikalismus, Muslimfeindlichkeit und Antisemitismus. Die Erfahrung hat gezeigt, dass der Zugang zu den Jugendlichen am ehesten über "Peers", d.h. junge Menschen aus derselben Altersgruppe gelingt. In den Jahren 2020-24 wurden insgesamt 12 Multiplikator*innen für Mannheim ausgebildet.  Um dieses Angebot in der notwendigen Qualität kontinuierlich fortsetzen zu können, sollen die bisherigen Trainingsmodule inhaltlich überprüft und aktualisiert werden. Auch ist die Begleitung und sorgfältige Fortbildung dieser jungen Menschen notwendig, die dann diese Funktion als Vermittler*innen in ihren Altersgruppen übernehmen. 
 

TADA - Multiplikator*innen Praxisworkshops an Kitas und Schulen 2025

Projektträger*in: MutigKultur e.V.

Projektbeschreibung: Schon im Kindergartenalter entdecken Kinder, dass jeder Mensch anders ist. Vielfalt im Kontext Kindergarten und Grundschule bildet sich im Gruppenalltag bzw. in Interaktionen zwischen den Kindern sowie zwischen Kindern und Fachpersonal ab. Sie kann den Gruppenalltag bereichern, aber auch Konfliktpotenzial generieren. 2023 wurden die Praxisworkshops zur theaterpädagogischen Antidiskriminierungsarbeit in Vorschulgruppen und Grundschulklassen konzipiert - ein Projekt zur Stärkung und Sensibilisierung von Kindern im Alter 5 bis 10 Jahren. Durch einen niederschwelligen Ansatz werden Diskriminierungsprävention und Demokratiebildung durch spielerische und partizipative theaterpädagogische Methoden kindgerecht vermittelt bzw. erfahrbar. 2024 wurde das Angebot breit in der Mannheimer Kindergarten- und Schullandschaft bekannt gemacht – mit sehr hoher Resonanz. 2025 sollen elf Praxisworkshops durch Multiplikator*innen-Tandems in Schulen und Kitas in mehreren Stadtteilen Mannheims umgesetzt werden, die selbst entwickelten Bildungsmaterialien erweitert und die Fortbildung der Multiplikator*innen vertieft werden.
 

 

Mannheimer interreligiöses Frauenmahl

Projektträger*in: Ökumenisches Bildungszentrum sanctclara Mannheim

Projektbeschreibung: Gerade Frauen prägen in ihren Religionsgemeinschaften häufig durch ihr Engagement das Gemeindeleben stark mit. Sie sind aber zumeist unterrepräsentiert in denjenigen Gremien und Gruppen, die strukturelle, institutionelle interreligiöse Kontakte pflegen, wie z.B. das Forum der Religionen. Darum ist es wichtig, Frauen (auch) als religiöse Akteurinnen wahrzunehmen, die sich in das interreligiöse Miteinander der Stadtgesellschaft aktiv einbringen wollen. Das Frauenmahl ist ein Begegnungsformat: Frauen treffen sich an einem schönen Ort und nehmen gemeinsam ein leckeres mehrgängiges Essen ein - halal, koscher, vegetarisch. Zwischen den einzelnen Speisefolgen gibt es fachkompetente inhaltliche Impulse von Vertreterinnen verschiedener Religionsgemeinschaften zum Oberthema des Frauenmahls. Diese Impulse geben Anregungen für die Gespräche der Frauen untereinander und fließen zurück in die jeweiligen Gemeinden. 

 

Interreligiöser Jugendtrialog des Stadtjugendring Mannheim e.V.

Projektträger*in: Stadtjugendring Mannheim e.V.

Projektbeschreibung: Der Interreligiöse Jugendtrialog ist ein Format für jugendliche Gläubige aus Mannheim, die unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, Konfessionen und Glaubensdeutungen zugehören. Er findet bereits zum wiederholten Mal statt und stellt jedes Mal ein die verschiedenen Glaubensrichtungen gleichermaßen interessierendes Thema in den Mittelpunkt des Austausch- und Begegnungsformats. (2025: Biografiearbeit als Medium der Verständigung über Gemeinsamkeiten) Ziel ist es bereits in einem jungen Alter Impulse des Kennenlernens, des gegenseitigen Verstehens und des demokratischen Austauschs zu setzen, um auf diese Weise ein besseres dialogisches, demokratisches und friedliches Miteinander unter den jungen Gläubigen zu stärken. 

 

Lasst uns sprechen...!

Projektträger*in: Stadtjugendring e.V. / Jugendkulturzentrum forum

Projektbeschreibung: Im Zeichen der Verständigung bzw. der Überwindung starker Polarisierung steht das Projekt „Lasst uns sprechen…!“ des Jugendkulturzentrums FORUM. Durch die Ereignisse um und nach dem 3. Oktober 2023 wurde der – in Bezug auf den israelisch-palästinensischen Konflikt, als dem komplexesten und am längsten andauernden Konflikt der Gegenwart -  Zustand der Sprachlosigkeit, Zerrissenheit, der Hilflosigkeit, der Angst falsch verstanden zu werden und plötzlich in einem Kontext verortet zu werden, der so nicht stimmt, verstärkt. Oft fehlt es an direkten Begegnungen, an Möglichkeiten des Austauschs und an einer gemeinsamen Sprache, um Konflikte und deren Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt, zu verstehen und Brücken zu bauen.
Ziel des Projekts ist daher, in Kooperation mit der Gesellschaft im Wandel gGmbH, die als zentrale Anlaufstelle für Bildungsmaterialien zu Israel und Palästina im deutschsprachigen Raum dient, die Initiierung eines Raums für differenziertes und respektvolles Lernen, um Lehrkräfte, Pädagog*innen und Multiplikator*innen zu befähigen, sicher und fundiert über den Nahostkonflikt zu sprechen – geleitet von den Werten Empathie, gegenseitiger Respekt und Mehrperspektivität.

 

 

Romno Power Vision

Projektträger*in: Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg

Projektbeschreibung: Der Antiziganimus ist weiterhin weit verbreitet in der Gesellschaft. Heute leben in Mannheim und in der Region tausende Sinti und Roma. Die Zugehörigkeit zur Minderheit halten viele von ihnen geheim, um nicht Opfer von Diskriminierung und Ausgrenzung zu werden. Kollektiv-, Intergenerations- und Familientrauma durch die Verfolgung der Nazis bestimmen zudem ihr Leben Es sollen die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft der Roma zusammengeführt werden und einen Raum bieten, in dem Sinti und Roma ihre Kultur sichtbar machen und sich selbstbestimmt mit Vorurteilen und Diskriminierung auseinandersetzen können. Durch die verschiedenen Formate wie Filmgespräche, interaktive Workshops, Theater und die Ausstellung wird die Auseinandersetzung mit Antiziganismus, Antisemitismus und der NS-Geschichte ermöglicht. Außerdem bieten Kulturveranstaltungen mit Essen und Musik Raum und Möglichkeit für Begegnungen und interkulturellen Austausch. Das Zusammenkommen und miteinander Verweilen ist nach jeder Veranstaltung für den Begegnungsgedanken zentral.
 


 

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