71. Gestaltungsbeirat am 27.06.2024

Die Sitzung des 71. Gestaltungsbeirats fand am Donnerstag, den 27.06.2024 im Friedrich-Walter-Saal des MARCHIVUMS statt.

 

Protokoll der öffentliche Beratung:

TOP 1 Neubau GreenPlaces,Taylor - Vogelstang

Der vorgestellte Entwurf der Green Places Deutschland befindet sich auf einem wertvollen Grundstück, das direkt am Taylorpark gelegen ist. Der Gestaltungsbeirat bittet bei der weiteren Bearbeitung die nachfolgenden Punkte bei der Durcharbeitung des Entwurfs zu berücksichtigen:

 

Grundstück und Einbindung in Taylor Park

Die Standortqualität besteht in der direkten Nachbarschaft zum Taylorpark und der Möglichkeit der Einbindung mit einer fußläufigen Verbindung zum Park. Der Gestaltungsbeirat bittet die Standortqualität stärker zu nutzen und in die Freiraumplanung einzubeziehen.

 

Baukörper

Der Baukörper wurde in 2-geschossiger Holzständermodulbauweise vorgestellt.

Die Fassaden sind 2-farbig konzipiert, im Erdgeschoss mit anthrazitfarbenem Faserzement und im Obergeschoss mit grüner Holzverschalung. Um den Ausdruck des Baukörpers zu stärken wird eine homogene Farbigkeit empfohlen.

Der Gestaltungsbeirat bittet den oberen Abschluss der Attika zu überarbeiten, der insgesamt zu knapp bemessen erscheint. Die Attika sollte insgesamt erhöht werden um die Proportionen des Baukörpers zu verbessern. Der Rahmen der möglichen zulässigen Attikahöhe sollte dem Bebauungsplan entsprechen.

Als oberen Abschluss der Attika regt der Gestaltungsbeirat an, anstatt eines Abdeckbleches ein überstehendes Gesims auszubilden, das die darunterliegende Holzfassade schützt und die Proportion des Baukörpers zusätzlich stärkt.

Anstatt die Dachfläche zu 60% mit der PV-Anlage zu belegen, wird empfohlen die Dachfläche zu 100 % zu belegen und die darunterliegende Dachfläche zu begrünen. Durch den Verzicht der PV-Module in den Freianlagen können diese stärker durchgrünt werden.

 

Farbgebung Fassade

Anstatt einer Zweiteilung bei der geplanten zweigeschossigen Bauweise und Verwendung von

zwei Farbtönen, anthrazit im Erdgeschoss und grün im Obergeschoss, rät der Gestaltungsbeirat zur homogenen Farbigkeit.

Die homogene Farbigkeit der Fassade in grün trägt zu Stärkung des zweigeschossigen Baukörpers bei und verbessert die Proportionen.

Es wird empfohlen die Verwendung des dunklen Farbtons Anthrazit zu reduzieren, hinsichtlich der Stärkung der Proportionen und des Aufheizens der dunklen Fassadenflächen im Sommer.

Lediglich die Fenster und Rolltore im Erdgeschoss sind in Anthrazit vorstellbar.

Die farbig lasierte Holzdeckschalung in grün, wird vom Gestaltungsbeirat begrüßt.

 

Freianlagen und Einbindung in den Taylorpark

Der Parkcharakter des Grundstücks und die Qualifizierung der Freiflächen sind in der Freiraumplanung stärker herausarbeiten.

Die Landschaftsarchitektur des Grundstücks ist in die der Parkanlage einzubinden.

Der Gestaltungsbeirat rät Fußwegeverbindungen zwischen Grundstück und Park als Übergang zu schaffen.

Das nahezu voll versiegelte Grundstück ist stärker zu durchgrünen, die oberirdischen Parkierungsflächen und die Freiflächen sind stärker zu entsiegeln. Die Parkplätze sind offenporig zum Beispiel mit Rasenpflaster zur Versickerung ausführen, die Stellplätze sind mit Hecken als Saum einzufassen.

Es sind die „richtigen“ Baumarten zu wählen, die dem Standort angepasst sind und die den Übergang zum Taylorpark leisten (gem. Vorgaben des Bebauungsplanes ist für je 10 Stellplätze 1 Baum zu pflanzen).

Der Gestaltungsbeirat rät zu weiteren Pflanzungen an den Grundstücksgrenzen, vor den Stellplätzen und erdgebundener Fassadenbegrünung des Baukörpers, soweit möglich, um eine stärkere Durchgrünung zu erreichen.

Die Freiflächen zum Taylorpark hin können insgesamt mit baumbestandenen Grünflächen zu mehr Aufenthaltsqualität des Grundstücks beitragen und einen stärkeren Bezug zum Taylorpark erzielen.

Dieser Bereich sollte durch eine qualifizierte Freiraumplanung bearbeitet werden.

Ziel der Landschaftsarchitektur sollte sein, die CI des Unternehmens Green Places nicht nur mit Gestaltung des Baukörpers, sondern auch mit der Freiraumgestaltung Ausdruck zu verleihen.

Ergebnis: Der Gestaltungsbeirat bedankt sich für die Präsentation und die offene Diskussion und bittet Bauherr und Architekt die beschriebenen Anregungen aufzunehmen und das Ergebnis dem Beirat in einer der nächsten Sitzung als Infopunkt zur Kenntnis zu geben.

TOP 2 ISZ Infrastruktur Zentrum RNV - Schwetzingerstadt

Der Gestaltungsbeirat begrüßt die städtebaulichen Entwicklungen der RNV an dem Standort ausdrücklich. Die Idee des Masterplans, die zukünftigen Gebäude entlang der Straßenflucht zu orientieren und damit die Präsenz der RNV im Stadtraum zu erhöhen, ist gut. Der Gestaltungsbeirat regt an, eine/n Landschaftsarchitekt/in zur Qualifizierung der straßenorientierten Freiräume über die Gesamtareallänge einzubinden. Der Standort RNV wird zwischen Gebäude M1 und ISZ klar positioniert. Die absolut symmetrische Ausbildung mit dem zukünftigen ZIM-Kopfgebäudes erzeugt eine stadträumlich sehr gewollte und nicht lesbare Torsituation mit dem Gebäude ISZ, da der Straßenraum eine bogenförmige Bewegung macht. Der Gestaltungsbeirat empfiehlt das ZIM versetzt und in anderer Höhe als das ISZ auszubilden. Somit ist die städtebauliche Setzung des ISZ als südseitiger Auftakt gestärkt.

Die Ausbildung des ISZ als kubischer Solitärkörper mit L-förmigem zweigeschossigem Anbau ist in seiner Kubatur und Dimension gut. Der Baukörper sollte eine einheitliche Fassade erhalten, um den Gesamtbaukörper zu stärken. Damit wird der Portikus-Eingang klar als Hauptadresse lesbar. Zudem sollte unbedingt auf die Sockelzone des Solitärkörpers verzichtet werden. Eine einheitliche Fassade wächst aus dem Grün heraus: Das Gebäude steht auf dem Boden und wirkt nicht mehr so hermetisch. In diesem Zusammenhang favorisiert der Gestaltungsbeirat die Fassadenvariante 5.2 mit der hellen Alu-natur Stabfassade und empfiehlt diese zur Ausführung.

Die Fassade erlaubt über die spielerische Variation der Lamellendichte, unterschiedlicher Brüstungshöhen, etc. eine feinsinnigere Umsetzung des Solitärs und der gestalterische Zusammenhalt mit dem zweigeschossigen Gebäudeteil. Außerdem reduziert der deutlich bessere Abblendwert die Überhitzungstendenz im Stadtraum und ist ein relevanter Baustein des nachhaltigen Bauens. Die gestalterische Leitlinie mit dem M1 Gebäude ist trotzdem gegeben und wird auch über den Freiraum gestärkt werden.

Auch auf der hochbaulichen Setzungsebene wird die Einbindung von freiraumplanerischer Expertise empfohlen: Der Übergang vom Straßenraum über den Grünen Saum in den Innenhof hat viel mehr Potential und sollte weiter entsiegelt werden.

Ergebnis: Der Gestaltungsbeirat sieht in der Entwicklung ein hohes Potential für die RNV und das Umfeld und ersucht um Wiedervorlage des Projektes.