73. Gestaltungsbeirat am 21.11.2024
Die Sitzung des 73. Gestaltungsbeirats fand am Donnerstag, den 21.11.2024 im HAIFA 2 (EG), des Technischen Rathauses statt.
Protokoll der öffentliche Beratung:
TOP 1 Neubau Mehrfamilienhaus Ladenburgerstr. 29, Käfertal
Das vorgestellte Projekt besteht als Gesamtprojekt aus einem traufständigen Mehrfamilienhaus, sowie drei Reihenhäuser im rückwärtigen Bereich. Die Parkplätze sind als Doppelparker-Garagen konzipiert und befinden sich im Zwischenbereich der beiden Baukörper.
Der Kontext des Planungsgebietes besteht aus einer Mischung von traufständigen sowie giebelständigen Gebäuden entlang der Ladenburgerstraße, sodass kein eindeutiger Gestaltungskodex aus dem Bestand heraus an dieser Stelle ersichtlich ist.
Von Planer- und Bauherrenseite wurde eine Konzeption eines traufständigen Hauses mit Durchfahrt in den Hofbereich analog einer benachbarten Planung aufgezeigt. Die ergänzend gezeigte Visualisierung der Straßenfront wird positiv beurteilt, jedoch wird die Grundrissqualität vor allem im Erdgeschoss kritisiert. Durch die gedrängte Anordnung zu den Aufstellplätzen für Müll und der unmittelbaren Nachbarschaft der recht hohen Garagenbaukörper wird eine extrem unwirtliche Situation für die Wohnung sowie den gesamten Innenhofbereich geschaffen. Die Funktionalität des Hofes mit den Zufahrten wird vom Gestaltungsbeirat als extrem kritisch betrachtet. Durch die beengte Situation sind extrem viele Fahrzeugbewegungen zum Ausparken zwingend notwendig oder erlauben teilweise nur eine Ausfahrt in Rückwärtsbewegung des Fahrzeuges direkt vor den Eingangsbereichen der geplanten Reihenhäuser.
Die drei im rückwärtigen Bereich angeordneten Reihenhäuser sind als beidseitige Grenzbebauung vorgesehen. Diese Anordnung wird einer baurechtlichen Prüfung nicht standhalten, da Abstandsflächen berücksichtigt werden müssen. Insofern muss dieser Gebäudeteil zum Erhalt einer Baugenehmigung überarbeitet werden und sollte dabei die vorgenannten Aspekte der extrem nachteiligen Hofsituationen berücksichtigen und lösen.
Die jetzige Anordnung der Baukörper mit den Gärten im Norden wird vom Gestaltungsbeirat hinterfragt. Die Optionen einer Drehung um 90° des zweiten Baukörpers sollte geprüft werden, sodass Gärten im Westen in einer Abstandsfläche realisiert werden könnten.
Der Gestaltungsbeirat empfiehlt ein erläuterndes Gespräch mit dem Fachbereich Baurecht betreffend die baurechtlich notwendigen Abstandsflächen, um damit eine Grundlage für die Überplanung des rückwärtigen Bereiches zu erzielen.
Ergebnis: Der Gestaltungsbeirat bittet um Wiedervorlage des baurechtlich notwendigerweise zu überarbeitenden Projektes.
TOP 2 Upstairs GinTaylor Vogelstang
Das Projekt wird anhand der zusätzlich eingereichten Unterlagen vom Gestaltungsbeirat beurteilt.
Der Gestaltungsbeirat beurteilt das aufgezeigte Projekt durchweg positiv. Die Setzung des Baukörpers sowie die Volumetrie sind städtebaulich angemessen und funktional stimmig angeordnet. Die Bauherren haben sich bewusst für eine Architektur entschieden, die ihrem Markenkonzept beiträgt. Dementsprechend sollte die Materialisierung unbedingt in diesem Duktus realisiert werden.
Der Gestaltungsbeirat empfiehlt wie schon vorgeschlagen eine Holzfassade und wenn möglich auch eine Konstruktion aus Holz. Durch die großen Fensterflächen kann sowohl der Einblick ins Innere ergänzend zur Bereicherung der Atmosphäre im Gebäude (Verkostung, Gastronomie) darstellen.
Um die starke Volumetrie und Ausdruckskraft des Baukörpers zu unterstreichen und auch beizubehalten, empfiehlt der Gestaltungsbeirat eine intensive Prüfung notwendiger Dachaufbauten und Technikkomponenten, sodass der Gesamteindruck der angestrebten Architektur nicht beeinträchtigt wird.
Bei den Außenanlagen wird empfohlen, diese in das Gesamtkonzept mit einzubeziehen und entsprechende Pflanzungen harmonisch stimmig mit Konzept und Gebäude zu realisieren. Durch die um 90° gedrehte Anordnung der jetzigen Version ist die Wegebeziehungen der Besucher vom Parkplatz zum Haupteingangstor noch unklar und sollte im Freiraumkonzept berücksichtigt werden.
Des Weiteren hat das Projekt das Potenzial, weitere ökologische Aspekte bei der Planung zu berücksichtigen. Als Beispiel sei hier die Option geringer Flächenversiegelung beispielhaft genannt (Stellplatzoberflächen mit Durchlässigkeit für Niederschlagswasser).
Ergebnis: Eine Wiedervorlage ist nicht erforderlich. Der Gestaltungsbeirat wünscht gutes Gelingen bei der Umsetzung.
TOP 3 Neubau Halle mit Studio, Taylor Vogelstang
Der im 72. Gestaltungsbeirat vorgestellte Entwurf der LEDcave-Studios wurde überarbeitet neu vorgestellt. Der Gestaltungsbeirat bittet bei der weiteren Bearbeitung die nachfolgenden Punkte bei der Durcharbeitung des Entwurfs zu berücksichtigen:
Grundstück und Einbindung in Taylor Park
Die Standortqualität besteht in der direkten Nachbarschaft zum Taylorpark und der Möglichkeit der Einbindung mit einer fußläufigen Verbindung durch den Park zum Nachbargebäude Rent Event in der Schwarzenberger Straße.
Der Gestaltungsbeirat bittet diese Standortqualität stärker zu nutzen und in die Freiraumplanung einzubeziehen.
Baukörper
Für die Position des Baukörpers mit Studio wurde eine Alternative untersucht, die städtebaulich noch nicht überzeugt. Die Position in Verlängerung des Gebäudes in der Schwarzenberger Straße zum Rent event sollte nochmals untersucht werden.
Für den Entwurf des Unternehmenssitzes einer Filmproduktion ist eine eigenständige Leitidee zu entwickeln, die die Geschichte des Unternehmens spiegelt.
Der Gestaltungsbeirat rät einen einfachen homogenen Baukörper zu entwickeln.
Dabei sind keine konventionellen Fensteröffnungen wie im Verwaltungsbau zu verwenden, sondern es sind Fensterformate zu entwickeln, die in Beziehung mit den Inhalten des Unternehmens stehen, (z.B. Pixel, etc.) Der Baukörper sollte sich durch gut gesetzte Fensteröffnungen auszeichnen.
Auf große Vordächer und Anbauten mit Schrägdach und auf eine Zweifarbigkeit ist zu Gunsten eines einfachen, klaren und homogenen Baukörpers zu verzichten.
Fassade und Farbigkeit
Der Systemhallenbau ist mit einer Sandwichpaneelfassade konzipiert. Die Gestaltung mit einer graphischen Wand, wie beim Nachbargebäude Rent Event, ist noch in den Entwurf zu integrieren. Es wird nochmals empfohlen die Verwendung des dunklen Farbtons zu verzichten, hinsichtlich der Stärkung der Proportionen und insbesondere wegen des Aufheizens der dunklen Fassadenflächen im Sommer.
Anstatt der Zweifarbigkeit sollte eine homogene Farbigkeit in hellerem Grundton gewählt werden.
Einbindung in den Taylorpark
Der Parkcharakter des Grundstücks und die Qualifizierung der Freiflächen sind in der Freiraumplanung stärker zu berücksichtigen. Es sind Fußwegeverbindungen zwischen Grundstück und Park als Übergang zu schaffen.
Das Retensionsbecken in der Schräge zum Park leistet noch keinen Beitrag als Übergang zum Park und sollte überarbeitet werden.
Ziel sollte sein das Grundstück stärker zu durchgrünen, die oberirdischen Parkierungsflächen und die Freiflächen sind zu entsiegeln. Es sind die Baumarten zu wählen, die dem Standort angepasst sind und die einen Übergang zum Taylorpark leisten.
Der Gestaltungsbeirat empfiehlt die Fassaden dreiseitig mit erdgebundener Fassadenbegrünung vorzusehen.
Die Freiflächen zum Taylorpark hin können insgesamt mit baumbestandenen Grünflächen zu mehr Aufenthaltsqualität des Grundstücks beitragen und einen stärkeren Bezug zum Taylorpark erzielen.
Dieser Bereich sollte durch eine qualifizierte Freiraumplanung bearbeitet werden. Der projektierte Zaun ist mit einer Hecke zu bepflanzen.
Ergebnis: Der Gestaltungsbeirat bedankt sich für die Präsentation und die offene Diskussion und bittet Bauherr / Architekt die beschriebenen Anregungen aufzunehmen und das Ergebnis dem Gestaltungsbeirat in einer der nächsten Sitzung nochmals vorzustellen.
TOP 4 Aufstockung Rheinvillenstr., Lindenhof
Dem Gestaltungsbeirat wird nach einer umfassenden Ortsbesichtigung des identitätsstiftenden Wohnquartiers aus den 60-er und 70-er Jahren in besonderer Lage in Mannheim, das in einer frühen Planungsphase sich befindende Aufstockungsprojekt vom Architekten vorgestellt. Der Gestaltungsbeirat und alle Anwesenden begrüßen den offenen Dialog in dieser frühen Phase des Projekts mit dem Bauherrnvertreter und dem beteiligten Architekturbüro und gibt den Antragstellern insbesondere auch auf Basis des Ortsbesuchs und der besonderen Herausforderung nach gelungenen Nachverdichtungen in der Innenstadt von Mannheim, nachfolgende Empfehlungen und Anregungen für die nächsten Planungsschritte.
Diese Empfehlungen sind zugleich auch eine Aufforderung an die Stadtplanung, für diese zukünftig sicher häufiger auftretenden Situationen und Antragsstellungen von Aufstockungen in bestimmten Stadtquartieren, Handlungsempfehlungen und gestalterische Leitplanken für diese besonderen Herausforderungen quartiersbezogen aufzustellen.
Städtebaulich gesehen, sollte zunächst einmal der Kontext für diese Aufstockung genauer analysiert werden und im vorliegenden Fall eines Blockzwischenhauses auch die gemeinsamen Potentiale des gesamten Gebäudeensembles betrachtet werden. Hierbei sollte auf eine einfache Kubatur Wert gelegt werden, die als zurückgestaffelter Baustein, sich nahtlos und bestmöglich mit dem Bestand zusammenfügt. Gute referentielle Beispiele konnte der Gestaltungsbeirat bei der Ortsbesichtigung durchaus erkennen und bittet die Stadtplanung hierauf auch zu verweisen.
Ein Herausdrehen eines Teils der Aufstockung über das quartiersprägenden Gesimses hinaus, sieht der Gestaltungsbeirat äußerst kritisch, ebenso wie den vorgeschlagenen gläsernen Aufzug, der nur für die Aufstockung geplant ist und sich zudem noch im Straßenbereich befindet und die an sich gut proportionierte Fassade des Bestandes unschön überlagert. Auch die daraus entstehende „Schattenlage“ des bestehenden Zugangs wirkt wenig überzeugend. Die Fassaden mit ihren Öffnungen und der gewählten Materialität, sollten sich mit dem strukturellen Duktus des Bestandes besser auseinandersetzen, ohne hierdurch auf neue Qualitäten und großzügige Öffnungen zu verzichten.
Zu überprüfen wäre, ob man nicht mit einer Ertüchtigung des bestehenden Treppenhauses und der schon vorhandenen Liftanlage, eine einfachere, effizientere und allen anderen Bewohner des Hauses zugutekommenden Erschließung der Aufstockung (mittels Vorrangschaltung im Aufzug z.B.) ein besseres und günstigeres Ergebnis erzielen könnte.
Eine Überprüfung der konstruktiven Machbarkeit solcher Aufstockungen auf Häuser ohne in der Regel große konstruktive Reserven, könnte ebenfalls eine angemessene Baukörperkonfiguration hervorbringen, ohne die besondere Lagegunst „auf dem Dach“ zu schmälern.
Ein einfaches Arbeitsmodell für die städtebaulichen und bauplastischen Belange, wird vom Gestaltungsbeirat dringend empfohlen.
Ergebnis: Der Gestaltungsbeirat bedankt sich am Ende der offenen Diskussion bei allen Beteiligten und bittet den Bauherrnvertreter und den Architekten die Anregungen und Empfehlungen anzunehmen und das Projekt auf dieser Basis weiterzuentwickeln.
Hierzu sind auch entsprechende Abstimmungen mit der Stadtplanung sicherlich hilfreich. Der Gestaltungsbeirat bittet um eine Wiedervorlage des Projekts.