Jungvogel gefunden – was tun?
Wenn Nester zu eng werden verlassen viele Jungvögel diese, obwohl sie noch nicht flugfähig sind. Die Jungvögel stehen durch Bettelrufe in der Regel noch mit ihren Eltern in Verbindung. Sie werden dann weiterhin versorgt und üben das Fliegen. Scheinbar hilflose Tiere sollten zunächst an Ort und Stelle belassen und aus einem Versteck heraus ca. 2 Stunden lang beobachtet werden. Dies ermöglicht den Eltern eine ungestörte Kontaktaufnahme. Nur wenn innerhalb des Zeitraums kein Elternvogel zu entdecken ist oder wenn die Jungtiere offensichtlich gefährdet oder verletzt sind, sollte eingegriffen werden.
Unmittelbar gefährdete Jungvögel
Gefährdete Jungvögel (die z. B. auf der Straße, dem Rad- oder Fußgängerweg liegen) sollten vorsichtig mit den Händen aufgenommen in einen nahegelegenen Busch in unmittelbarer Nähe gesetzt werden. Die Eltern hören die Rufe der Jungen und nehmen diese selbst nach einer Berührung durch den Menschen wieder an, denn der Geruchssinn ist bei Vögeln kaum ausgeprägt. Wichtig ist, sich vom Ablageort zu entfernen, sodass sich die Eltern den Jungen nähern können.
Ausnahme Mauersegler
Am Boden sitzende Mauersegler haben ein Problem und benötigen Hilfe. Wenn Sie einen Mauersegler finden, nehmen Sie ihn bitte mit. In einem Karton (mit Luftlöchern), in ein Tuch gewickelt oder auch in der Hand. Setzen Sie ihn zuhause kühl und dunkel (z. B. in einen mit Küchentuch ausgelegten Karton), damit er sich erholen kann. Sie erkennen einen Mauersegler an seinen Füßen: bei Mauerseglern zeigen alle vier Krallen nach vorn. Streichen Sie ihm tropfenweise Wasser an den Schnabel, da er wahrscheinlich dehydriert ist. Fressen ist erst einmal nicht so wichtig.
Informieren Sie bitte umgehend die Mauerseglerklinik in Frankfurt am Main, Telefon 069 - 35351504 oder info@mauersegler.com .
Mit dieser Grafik möchten wir Ihnen eine Hilfestellung geben, was zu tun ist, wenn Sie einen Vogel finden, der nicht wegfliegt:
Das sollte ich bei einem Vogelfund herausfinden:
- Um was für eine Vogelart handelt es sich?
-
- Dünner spitzer Schnabel: Insektenfresser
- Dicker Schnabel: Körnerfresser
- Kräftiger Schnabel: z.B. Rabenvögel, krummer Hakenschnabel: Greifvogel
- Wie erkenne ich Nestlinge?
-
- „Sitzen“ auf gesamten unteren Beinabschnitt
- Sind nackt oder haben nur Federkiele
- Wulstige, oft gelbe Schnabelwinkel
- Wie erkenne ich Ästlinge?
-
- Jungvögel, die das Nest zwar verlassen haben, jedoch auf Ästen oder am Boden sitzend von Altvögeln weiterversorgt werden
- Sind nicht aus dem Nest gefallen und brauchen i. d. R. keine Hilfe vom Menschen
- Sind voll befiedert
- Werden mindestens alle halbe Stunde von erwachsenen Tieren mit Fressen versorgt; Eulen-Ästlinge am Boden werden tagsüber nie gefüttert, nur nachts. Unbedingt vor Ort belassen!
- Bewegen sich bei einer Annäherung oder drücken sich an den Boden
- Wie soll ich mich bei einem verletzten Vogel verhalten?
-
- Keine Wasserschalen anbieten (Ertrinkungsgefahr)
- Nicht häufiger als nötig anfassen
- In einem Karton mit Luftlöchern zum Tierarzt bringen
- Wie soll ich mich bei einem nicht verletzten Vogel verhalten?
-
Nestling: Wenn noch nackt, dann bestenfalls ins Nest zurückbringen, dabei rasch und vorsichtig vorgehen, werden auch nach menschlichem Kontakt wieder von Elterntieren aufgenommen, oder wenn kein Nest auffindbar ist, mit der Wildvogelpflegestation Kontakt aufnehmen. Wenn befiedert, nie versuchen, ihn ins Nest zurückzusetzen, würde nur das Herausspringen der Geschwister bewirken.
-
Ästling: Vogel nicht wegnehmen, wenn keine gefährliche Umgebung gegeben ist, werden von den Eltern auch außerhalb des Nestes weiter versorgt, Eulen aber nur nachts! Nie direkt dabei stehen bleiben, um mögliche Fütterung abzuwarten. Nur verdeckt aus größerer Entfernung beobachten.
- Wenn ich den Jungvogel selbst aufziehen möchte?
-
- Je nach Vogelart, muss das richtige Futter gefüttert werden
- Mit einer stumpfen Pinzette füttern, bei Brei am besten auf eine Einwegspritze (ohne Nadel) zurückgreifen
- Öffnet der Jungvogel seinen Schnabel nicht von allein, am besten diesen vorsichtig mit dem Daumen öffnen. Mit der Hand lässt sich der Vogel festhalten.
- Für Greifvögel als Sofortmaßnahme rohes Fleisch in kleinen Stücken und unbedingt Kontaktaufnahme zu einem Naturschutzbeauftragten.
- Für Insekten- und Körnerfresser grundsätzlich Insektenfutter (Grillen, Heimchen , Mehlwürmer, unbehaarte Raupen, vorübergehend auch Rinderhackfleisch ) und ebenfalls Kontaktaufnahme zu Wildvogelpflegestation oder Naturschutzbeauftragten.
Auf keinen Fall füttern mit:
- Eifutter oder Nestlingsfutter, Ausnahme: Brei mit Spritze für ganz junge Vögel
- Hunde- oder Katzenfutter, Ausnahme: Rabenvögel (auch wenn es oft von Tierärzten empfohlen wird)
- Zwieback, Brot und Haferflocken
- Regenwürmer (Gefahr von Wurminfektionen)
- Typisches Wintervogelfutter
- Was sich als Futter, bis auf Ausnahmen, anbietet:
- Frische oder gefrorene Insekten (aufgetaut)
- Käufliches Aufzuchtfutter für Weichfresser (enthält vor allem getrocknete Insekten). Mit frisch gepresstem Möhrensaft einweichen und mit Rinderhack verknetet zu an die Vogelgröße angepassten Portionen formen.
- Dahin kann ich mich wenden
-
Veterinärdienst der Stadt Mannheim: veterinaerdienst@mannheim.de
Leitstelle des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung zur Meldung verletzter Tiere im öffentlichen Raum: 0621/293-2933
Naturschutzbeauftragte Mannheim:
Dr. Gerhard Rietschel, Tel. 0621 891989
Paul Hennze, Tel. 0621 472961
Gabi Parthenschlager Tel. 0621 793587Wildvogelpflegestation: www.wildvogelhilfe.org