Leitbildprozess „Mannheim 2030“ mit dem Urban Thinkers Campus erfolgreich gestartet
– Grundstein für ein nachhaltiges Mannheim 2030 gelegt – Insgesamt 500 Teilnehmende an drei Konferenztagen
Sehr geehrte Damen und Herren
Der Urban Thinkers Campus Mannheim hat erfolgreich stattgefunden und gezeigt, wie bedeutend kommunale Nachhaltigkeit in der globalisierten Welt ist. Es gab viele inspirierende Ideen für die Zukunft unserer Stadt, für das Mannheim 2030 in der globalisierten Welt. Der Urban Thinkers Campus ist damit auch der Auftrag an uns, den weiteren Prozess zu modellieren und die Ergebnisse des Kongresses weiter zu bearbeiten. Wichtig ist mir, dass alle Gruppen aus der Mannheimer Stadtgesellschaft an diesem weiteren Leitbildprozess Mannheim 2030 partizipieren und sich einbringen. Die Ergebnisse des Urban Thinkers Campus 2017 werden derzeit in eine Dokumentation gebracht und in den nächsten Wochen in ausführlicher Form veröffentlicht. Die wichtigsten Kernergebnisse aus den Urban Labs des Kongresses sind auf dieser Internetseite veröffentlicht. Ich möchte mich bei allen Referent*innen, Moderator*innen und Teilnehmenden für das Engagement für Mannheim bedanken.
Herzlich
Ihr Oberbürgermeister
Dr. Peter Kurz
Hier finden Sie eine kurze Variante der Dokumentation der Ergebnisse des Urban Thinkers Campus
Der zweite Mannheimer Urban Thinkers Campus endete am 22.10.2017 mit einem Abschlussstatement des Gesamtplenums, das Leitmotive und exemplarische Maßnahmen zur Umsetzung der 17 globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, der Sustainable Development Goals (SDG), auf kommunaler Ebene in Mannheim benennt. Diese Ziele sind seitens der Vereinten Nationen seit 2016 für alle Staaten verpflichtend und sollen auch in den Städten weltweit umgesetzt werden. Vom 20. bis 22. Oktober 2017 hatten sich insgesamt 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Mannheim, Deutschland und aus aller Welt beim Urban Thinkers Campus im Stadthaus getroffen und in neun Themen-Workshops (Urban Labs) und mehreren Sonderpanels alle Facetten globaler und lokaler Nachhaltigkeit diskutiert und unter dem Aspekt der Mannheimer Bedarfe für eine nachhaltige Zukunft bearbeitet.
Den Auftakt zum Urban Thinkers Campus 2017 machte die feierliche Eröffnung im EinTanzHaus in der Mannheimer Trinitatiskirche mit Festreden von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, Dr. Christine Auclair, Leiterin der World Urban Campaign von UN HABITAT und Johanne Bouchard von den Vereinten Nationen. Die Keynote zum Thema Architektur und Stadtentwicklung sprach der international renommierte Berliner Architekt Diébédo Francis Kéré. Kéré sprach sich für einen Bewusstseinswandel im Städtebau aus, der neue urbane Begegnungsräume mit den Ideen aus den Stadtgesellschaften verknüpfen sollte. In allen Beiträgen wurden die soziale und die Dimension von Vielfalt im Rahmen nachhaltiger Stadtentwicklung betont.
Der erste Konferenztag am Samstag, 21. Oktober, begann mit Einführungen von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, Dr. Christine Auclair und Prof. Dr. Martina Löw (Technische Universität Berlin) im Ratssaal des Stadthauses N1. Auch dabei wurde die aufgrund der schwindenden Ressourcen und sich verschärfender globaler Probleme wie dem Klimawandel und der Armut die Dringlichkeit nachhaltigen Handelns in den Städten weltweit hervorgehoben. Prof. Dr. Löw beschrieb die nicht mehr mögliche Trennung des Globalen vom Lokalen, was Mannheim deutlich spiegele. Im Anschluss wurde in neun Urban Labs und Sonderpanels an konkreten Themenfeldern aus der Stadtentwicklung und Stadtgesellschaft gearbeitet. In diesen Workshops trafen internationale und lokale Expertisen zusammen, auf deren Basis die Teilnehmenden beide Perspektiven kommunaler Nachhaltigkeit mit Blick auf die Mannheimer Herausforderungen und Umsetzungsmöglichkeiten diskutieren und ihre Ideen formulieren konnten. Die Themen der Workshops waren Stadtentwicklung, Demokratie & Stadtgesellschaft, Smart City, Co-Creation & Sharing, Indikatoren & Monitoring, Inklusion & Barrierefreiheit, Social Entrepreneurship & Gemeinwohlökonomie, Kommunale Entwicklungspolitik, Mobilität, das Projekt Multihalle und einen Young Thinkers-Workshop der SAP zum Selbstbau digitaler Messtechniken im Bereich Urban Gardening. Zudem präsentierte die Mannheimer Stadtbibliothek die Zukunft der Bibliotheken. Ein Gallery-Walk mit 15 Nachhaltigkeitsinitiativen aus Mannheim wie z.B. das Eine-Welt-Forum, die Lokale Agenda 21 Neckarau, der Stadtjugendring und die Begegnungsstätte Westliche Unterstadt mit einem von Kindern gebauten Stadtmodell rundete das Programm ab. Referentinnen und Referenten in den Urban Labs waren z.B. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, Ester Bürgermeister Christian Specht, Baubürgermeister Lothar Quast, Parlamentarischer Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel MdB (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), Jessica Baier (Servicestelle Kommunen in der Einen Welt), Diébédo Francis Kéré, Dr. Wolfram Freudenberg (Freudenberg Stiftung), Gina Schöler (Ministerium für Glück), Bürgermeisterin Grace Mugasa (Stadt Hoima, Uganda), Prof. Dr. Michael Cohen (New School University New York), Christian Felber (Gemeinwohlökonomie), Dr. Tony Bovaird (Governance International), Susanne Kammer (Eine-Welt-Forum Mannheim), Dr. Giovanni Lamura (INCRA Italy’s National Institute of Health and Science on Ageing), Jessica Padmanabhan (SOOME) und Sabine Drees (Deutscher Städtetag). Nach einer Präsentation der Ergebnisse aus den Workshops wurden diese von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und Dr. Christine Auclair kommentiert und in einer abschließenden Plenumsdiskussion für den nächsten Konferenztag gebündelt. Die Gesamtmoderation des Urban Thinkers Campus wurde vom britischen Städteforscher Charles Landry bestritten.
Der zweite Konferenztag am Sonntag, 22.10.2017, diskutierte die Ergebnisse des Vortages in zwei Arbeitsgruppen weiter, identifizierte die zentralen Bedarfe Mannheims in den Themenfeldern einer nachhaltigen Stadtentwicklung und überführte sie in eine Zusammenfassung. Die erarbeiteten Perspektiven und Anforderungen für die Umsetzung der SDG in Mannheim wurden von Oberbürgermeister Dr. Kurz in einer Abschlussrunde als Gesamtergebnis des Urban Thinkers Campus 2017 vorgestellt und sind die Grundlage des weiteren Leitbildprozesses Mannheim 2030.
Eine Gesamtdokumentation des Urban Thinkers Campus 2017 wird derzeit erarbeitet und in den nächsten Wochen veröffentlicht.
Anbei die Kernergebnisse:
Urban Lab Stadtentwicklung:
Mannheim braucht mehr Raum für bürgerschaftliche Interaktion und soziale Begegnungen. Hierzu sollten die vorhandenen Flächen und Potenziale wie die Flüsse Rhein und Neckar besser und unter ökologischen Gesichtspunkten noch nachhaltiger genutzt werden.
Urban Lab Mobilität:
Da der Mensch mobil ist, macht er die Mobilität. Nachhaltige und postfossile Mobilitätsformen müssen gestärkt werden und auch eine nachhaltige urbane Mobilität muss für alle leistbar sein.
Urban Lab Smart City:
Die für eine auf digitaler Basis intelligent vernetzte Infrastruktur muss verbessert werden und OpenData-Projekte einbeziehen können. Datensicherheit und-schutz müssen gewährleistet sein. Die Akteur*innen und das Wissen in der Stadt sind zu verknüpfen. Auch eine smarte Stadt muss für alle zugänglich und nutzbar sein.
Urban Lab Entrepreneurship und Gemeinwohlökonomie:
Gemeinsame Plattformen sind vorhanden und müssen geöffnet werden. Der Konsum der Stadtgesellschaft muss nachhaltiger und dies durch Anreizsysteme gestärkt werden. Die in Mannheim ansässigen Studierendenorganisationen sollen als Social Entrepreneurs unterstützt werden.
Urban Lab Co-Creation und Sharing:
Sharing ist ein sozialer Ansatz, in dem sich Menschen gegenseitig unterstützen. Dies muss gefördert werden, wobei auch wirtschaftsorientierte Ansätze begrüßt werden.
Sonderpanel Multihalle:
Die Multihalle kann ein neuer Impuls für stadtgesellschaftliche Begegnungen und Innovationen sein. Die Entwicklung sozialer Nutzungskonzepte unter Einbeziehung des Quartiers ist notwendig. Kann die Multihalle die kommunale Demokratie als Raum für neue Formate von Partizipation und bürgerschaftlichen Engagements stärken?
Urban Lab Demokratie und Stadtgesellschaft:
Demokratie lernen und beleben durch Demokratisierung der umgebenden Institutionen (z.B. von Schulen). Begegnungsstätten für Demokratie müssen geschaffen werden um sich gegenseitig Demokratie zu vermitteln. Durch einfache Sprache soll auch die Integration bisher nicht teilhabender Gruppen gefördert werden. Demokratie benötigt Vertrauen und Perspektivwechsel, für die wiederum Räume erforderlich sind, in denen sie wachsen können.
Inklusion und Barrierefreiheit:
Es müssen Verbindungen entstehen, die alle mitnehmen und niemanden zurücklassen. Barrierefreie Kommunikation durch verständliche, einfache und klare Sprache ist notwendig. Barrierefreies „Design für alle“ z.B. beim Gebäudebau muss weiter gefördert werden. Es sind Indikatoren für eine stärkere Wahrnehmung von Anliegen von Minderheiten zu schaffen.
Indikatoren, Implementierung und Monitoring:
Transparente Berichterstattung über Ziele und Erfolge von Indikatoren und einfache Kommunikationswege zwischen Bürgerschaft und Stadtverwaltung sind notwendig. Durch kontinuierliche Evaluation, Monitoring und Weiterentwicklung der Indikatoren wird der Prozess der Erfolgsmessung lebendig. Die kleinteilige Betrachtung der Stadtteile ist wichtig für die Gesamtevaluation auf Indikatorenebene.
Kommunale Entwicklungspolitik:
Das gegenseitige Lernen zwischen den Partnerstädten und Mannheim soll ausgebaut werden. Bildungsarbeit soll in diesem Rahmen als eine Handlungsoption gemeinsam erarbeitet werden. Migrant*innen sollten als Entwicklungsbotschafter*innen aktiv sein zwischen den Partnerstädten.
Der Urban Thinkers Campus ist eine Initiative der Vereinten Nationen mit dem Ziel, nachhaltige und urbane Entwicklung zu fördern. Er dient als offener Raum für den Austausch von lokalen und internationalen Expertinnen und Experten. Zudem liefert ein UTC Input für die gesellschaftliche Weiterentwicklung auf globaler Ebene. Der Urban Thinkers Campus wird durchgeführt von der Stadt Mannheim. Die Veranstaltung wird unterstützt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Servicestelle für die Kommunen in der Einen Welt und Engagement Global sowie von World Urban Campaign.