Passage Rös
Das Stadtquadrat F 1 wird hinter dem Rathaus von einem langen schmalen Grundstück durchzogen, das über ein Jahrhundert lang die städtische Metzgerschranne beherbergt. Nur dort dürfen die Metzgermeister nach den Regeln der Zunft das von ihnen geschlachtete Fleisch zum Verkauf anbieten. Nach Lockerung dieser Vorschrift erwirbt Glasermeister Heinrich Rös (1809–1890) im Mai 1847 die 48 Eigentumsanteile der Metzger und baut das Gebäude zur Ladenpassage aus. Dort führt er sein eigenes Verkaufsgeschäft, in dem Glaswaren aller Art, Spiegel und Kristalllüster angeboten werden. Ebenfalls in der Rös-Passage verkauft Buchbinder Friedrich Oberdhan (1818–1871) Karikaturen und Porträts von Friedrich Hecker (1811–1881) und Gustav Struve (1805–1870), die unter dem Besatzungsmilitär im Herbst des Jahres Unruhen auslösen. Glaser Rös vermietet auch dem revolutionären „Volksverein“ ein Ladenlokal für dessen Agitationsbüro. Er ist selbst Vereinsmitglied. 1872 übernimmt Philipp Lehmann, der einige Jahre bei Heinrich Rös beschäftigt gewesen ist, das gesamte Anwesen und betreibt in den ehemals Rös’schen Geschäftsräumen eine Spiegel- und Bilderrahmenmanufaktur.