Daten und Fakten zum Mannheimer Stadtwald
- Wieviel Wald haben wir in Mannheim?
Über 1.800 Hektar Wald umgeben Mannheim. Im Norden liegt der Käfertaler Wald. Im Westen am Rhein grenzen der Waldpark und die Reißinsel an die Stadtteile Lindenhof und Neckarau an. Im Süden bei Rheinau liegt der Dossenwald. 68 % der Waldfläche in Mannheim gehört der Stadt, 15 % dem Land Baden-Württemberg und 17 % der Evangelischen Stiftung Pflege Schönau, der DB und Privatpersonen. Mit einem Waldanteil von 12,7 % im Stadtkreis liegt Mannheim 54 % unter dem durchschnittlichen Waldanteil der Großstädte Baden-Württembergs.
- Wie hoch ist der Waldanteil Mannheims im Vergleich zu anderen Großstäten Baden-Württembergs?
Über ein Drittel der Fläche Baden-Württembergs ist mit einer Waldfläche von über 38 % bewaldet. Wald findet sich besonders dort, wo der Standort wegen des Klimas, der Bodenbeschaffenheit oder der Geländebedingungen für Ackerbau oder Siedlungen wenig geeignet war. Dies trifft in Mannheim für besonders nasse und sehr trockene sandige Standorte zu. Standorte mit Böden, die für den Ackerbau ungeeignet sind. Hiervon gibt es in Mannheim nicht zu viele, darum ist der Waldanteil in Mannheim im Vergleich zu anderen Großstädten Baden-Württembergs vergleichsweise gering.
Einen überdurchschnittlichen Waldanteil bezogen auf die Fläche des Stadtkreises haben Pforzheim (51,8 %), Freiburg (42,3 %) und Heidelberg (40,6 %). Einen unterdurchschnittlichen Waldanteil weisen Karlsruhe (26,1 %), Stuttgart (23,9 %), Reutlingen (22,8 %) und Ulm (18,9 %) sowie Mannheim als Schlusslicht mit einem Waldanteil von 12,7 % auf.
- Welche Baumarten haben wir im Stadtwald?
Der Anteil der Baumarten ändert sich natürlicherweise dynamisch. Aktuell besteht der Stadtwald zu 43 % aus Kiefern und 57 % aus Laubbäumen (Eichenarten, Buche, Esche, Ahorn, Robine u.v.m). Nahezu überall befindet sich im Zwischen- und Unterstand und in der Verjüngung die Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina).
- Auf welchen Böden wachsen die Bäume?
Der Wald der Stadt Mannheim liegt im Oberrheingraben, der aufgeschottert wurde und in den sich der Rhein eingegraben hat. Die deutliche Grenze des nacheiszeitlichen Rheins bildet das Hochgestade. Auf der Hardt bilden die angeschwemmten, nährstoffarmen Sande und sandige Kiese das geologische Ausgangsmaterial und damit trockene, nährstoffarme Standorte. 89 % des Stadtwaldes gehören zu diesem „Hardtwald“. Dem geologischen Ausgangsmaterial entsprechend überwiegen im Stadtwald Mannheim die schlecht wasserversorgten Sandböden, zum Teil in Form von Dünen. Gut wasserversorgte Auestandorte und tiefgründige Standorte mit Lehms im Untergrund ergänzen auf einem sehr kleinen Teil der Stadtwaldfläche das Standortportfolio.
- Wie ist unser heutiger Stadtwald entstanden?
Der heutige Stadtwald Mannheim setzt sich aus dem ehemaligen Waldbesitz kleinerer Dorfgemeinden zusammen, die von der Stadt Mannheim eingemeindet wurden. Alle Waldungen waren ursprünglicher Besitz der Klöster Lorsch und Schönau. Die Gemeinden hatten in diesen Waldungen umfangreiche Weiderechte, die dann später zur Entstehung des Gemeindewaldbesitzes führten. Die eigentliche Stadt Mannheim hatte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nur noch geringe Waldreste am Rhein in der Nähe des Schlosses, die heute nicht mehr existieren.
Die einzelnen Waldteile der Gemeinden wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten angelegt und sind auch in der darauffolgenden Bewirtschaftung nach recht unterschiedlichen Grundsätzen entwickelt worden. So unterschiedlich die Bewirtschaftung der Wälder im Einzelnen auch war, gleich ist für alle Wälder, dass die Kiefer die Wirtschaftsbaumart war und dies selbst in Wäldern, in denen der Brennholzbedarf der Gemeinden die Hauptrolle bei der Bewirtschaftung spielte. Frühe Versuche Laubholz beizumischen waren nicht erfolgreich.
Während der Industrialisierung im Raum Mannheim erlebte die Landwirtschaft und die Viehzucht eine Konjunkturbelebung, da die lokalen Produkte wegen fehlendem Fernabsatz zur Ernährung der schnell wachsenden Bevölkerung benötigt wurden. Vor allem in den beiden letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts kam es zu einer kaum vorstellbaren Intensität in der Streunutzung. Auf den dadurch verarmten Böden, kam kaum noch eine natürliche Verjüngung auf. Entsprechend einfach war die Pflanzung der Kiefer. Die Pflanzung saatschulmäßig erzogener Kiefern kam erst um die Jahrhundertwende zum Einsatz. Hierbei wurden ursprünglich nur einjährige Sämlinge, erst sehr viel später auch verschulte Pflanzen, verwendet.
Die Produktionsdauer der Kiefer war ursprünglich sehr kurz. Da die Waldflächen weitgehend der Brennholzproduktion dienten, erfolgte nach 60 bis 70-jahren auf der kompletten Fläche ein Kahlhieb. Mit zunehmender Nutzung der Kiefer als Bauholz wurde die Produktionsdauer sukzessive angehoben. Neben ihrer Funktion als Holz- und Streulieferanten hatten die Waldungen im letzten Jahrhundert auch eine erhebliche Bedeutung als Weidefläche für Vieh. In einigen Waldbereichen entwickelten sich durch die Schaafsbeweidung große Lichtungen. Immer wieder kam es in den Kiefernbeständen zu Insektenkalamitäten und großen Schäden.
Im zweiten Weltkrieg fiel auch eine große Zahl Bomben in den Stadtwald. Die unzähligen Bombenkrater sind inzwischen weitgehend aufgefüllt und bepflanzt. Teile des heutigen Stadtwaldes waren weitgehend ohne Bäume und wurden als Panzerübungsgelände und Exerzierplatz genutzt. Auch nach dem Krieg wurden heutige Waldbereiche als Übungsgelände genutzt. Nach Aufgabe der militärischen Nutzung wurden auch diese Bereiche mit Kiefer bepflanzt. Sehr alte Bäume finden sich darum in diesen Bereichen kaum. Auch Waldbrände in den 70er Jahren und die anschließenden Pflanzungen haben Ihre Spuren mit den heute jungen Beständen im Käfertaler Wald hinterlassen. Gleichzeitig war diese auch der Beginn der verstärkten Pflanzung von Laubbaumarten.
Waldpark und Reißinsel:
Die Reißinsel ist nach ihrem letzten Besitzer, Dr. Karl Reiß, benannt, der sie an die Stadt Mannheim vermachte. In seinem Testament verfügte er, die Insel sei „zu erhalten und als Erholungsstätte für die Einwohner Mannheims der öffentlichen, allgemeinen und Benutzung zu widmen“. Das heute vorhandene Wegenetz ist auf einem Messtischblatt von 1881 bereits nahezu vollständig eingetragen. Die Ausbaggerung des Bellenkrappen veränderte das Aussehen der Reißinsel noch einmal. Erst durch die ausgebaggerte Wendeschleife entstand die heutige Kuckucksinsel. Auf der Reißinsel sind Weiden zu finden, die bis Ende der 60er Jahre als Kopfholzbäume dienten. In den 70er Jahren riss das Ulmensterben Lücken und Kahlflächen in einige Bestände. 1982 wurde Ein Teil der Reißinsel zum Bannwald erklärt.
Der Waldpark war bis Ende des 19. Jahrhunderts im Besitz der Gemeinde Neckarau. Kurz nach der Eingemeindung wurde der Entschluss gefasst, den neu gewonnenen Wald „als Erholungsstätte für die Einwohnerschaft auszubauen und […] in eine Parkanlage umzugestalten“. Hierbei wurde der Baum- und Strauchbestände erhalten. 1902 wurde mit dem Ausbau der Wege begonnen.- Warum gibt es so viele Kiefern auf den trockenen Standorten in Mannheim?
Die Kiefer ist seit Jahrhunderten die Hauptbaumart auf den nährstoffarmen und trockenen Sandböden Mannheims. Waldweide und Streunutzung schlossen eine Verjüngung alternativer Baumarten über lange Zeiträume aus. Die Kiefer als Baumart der Extremstandorte war auf den Flächen, auf denen Holz ursprünglich nahezu zur reinen Brennholzerzeugung genutzt wurde, die Baumart der Wahl. Die Kiefer war auf dem Sand als Rohbodenkeimer einfach durch Saat und später durch Pflanzung von vorgezogenen Kiefern zu verjüngen. Frühe Versuche einer Laubholzbeimischung scheiterten. Wuchs ein Laubbaum heran wurde er schnell vom Wild gefressen. Auch nach dem zweiten Weltkrieg wurden große baumlose Waldflächen mit Kiefer aufgeforstet. Denn Kiefernpflanzen waren am Markt günstig und in ausreichendem Umfang verfügbar. Die Folgen dieser viele Jahrzehnte zurückliegenden Entscheidungen prägen unser heutiges Waldbild.
- Welche Ziele verfolgt die Stadt mit dem Wald?
Unsere Vision für den Stadtwald lautet: Ein gesunder, ökologisch wertvoller und klimastabiler Mischwald lädt zur Erholung ein, bietet Lebensraum für Arten und trägt mit einer nachhaltigen Holznutzung zur CO2-Neutralität und Rohstoffversorgung der Stadt Mannheim bei.
Hierfür sollen unsere naturfernen klimaunangepasste Kiefernwälder in naturnahe, mehrstufige Laubmischwälder überführt werden, die sich an der Baumartenzusammensetzung, Dynamik, Struktur und Ökologie natürlicher Waldgesellschaften orientieren. Dabei werden sowohl der jeweilige Standort, die vorhandenen Baumarten, der Gesundheitszustand und die langfristige klimatische Eignung als auch die klimatische Entwicklung unserer Region berücksichtigt. Im Mittelpunkt jeglichen forstlichen Handelns im Stadtwald Mannheim steht der langfristige und dauerhafte Erhalt des Erholungswaldes unter Berücksichtigung des Artenschutzes. Wirtschaftliche Aspekte der Holzernte sind dabei sekundär.- Wie naturnah ist unser Stadtwald?
Natürlicherweise wären im Dossenwald und Käfertaler Wald zum überwiegenden Teil lichte Wälder trocken warmer Standorte zu Hause. Dort wo der Boden Lehmhorizonte aufweist sind dies beispielsweise Eichenwälder mit Arten, die ihre Verbreitung im mäßig trockenen Bereich haben, währen in den Dünen und Flugsandgebieten Eichenwälder und ihre Artenspektrum anzutreffen wären, die mit der Trockenheit besser zurechtkommen.
Während im rheinnahen Auenbereich heute überwiegend gegenüber Überflutungen resistente Laubbäume, wie Weide, Pappeln, Ulme und Stieleiche das Landschaftsbild prägen trägt die Niederterrasse vor allem von Edellaubbäumen geprägte Bestände mit wechselnden Anteilen der Stieleiche, Traubeneiche, Esche, Bergahorn, Spitzahorn, Buche sowie Hainbuche. Dies entsprich dem Eichen-Buchen-Wald und Flussauewald. Die Trauben-Eiche kommt dabei vor allem auf den trockeneren Bereichen vor.
Charakteristische Buchenwälder kommen nur im benachbarten Schwetzingen mit sehr geringen Flächenanteilen vor. Naturnahe lichte Eichenwälder, die neben Eiche und Hainbuche auch Kiefer als kennzeichnende Arten der Baumschicht aufweisen würden, bilden einen Schwerpunkt der Waldgesellschaften auf den trockenen Standorten. Trockenheitsbedingt fallen hier geringe Buchenanteile natürlicherweise aus.
Negativ bemerkbar macht sich im gesamten Gebiet die anhaltende Ausbreitung der Späten Trauben-Kirsche (Prunus serotina).
Aktuell ist die Kiefer auf den sandigen Standorten weit verbreitet. Natürliche Vorkommen der Kiefer werden nur kleinflächig auf trockenen Standorten vermutet und in kleinen Fragmenten auf sehr trockenen Dünenkuppen. Die heute große Teile der Landschaft prägenden Kiefernbestände, sind überwiegend aus Anpflanzungen hervorgegangen und sind damit als naturfern einzustufen.- Wie hat sich der Holzvorrat im Stadtwald entwickelt?
Der Holzvorrat im Stadtwald Mannheim mit 257 Festmetern pro Hektar hat eine Höhe erreicht wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Innerhalb von zehn Jahren (2010 bis 2020) ist er um 15 % weiter angestiegen. Es wurde deutlich weniger Holz genutzt und es ist auch deutlich weniger natürlich abgestorben, als neues Holz gewachsen ist.
Den größten Anstieg gab es in der Kategorie der sog. schwachen Bäume bei den Laubbäumen, was unserem Ziel einer zukunftsfähigen Waldentwicklung entspricht, wenngleich hierzu auch der Anstieg an Neophyten, der Spätblühenden Traubenkirsche, zählt. Bei den sog. mittelstarken Bäumen, den Bäumen mit einem Durchmesser in 1,3 m Höhe zwischen 25 und 50 cm, konnte der hauptsächliche Anstieg des Vorrats bei der Kiefer, mit fast 70 % beobachtet, werden. Erst bei den starken Bäumen mit einem Durchmesser von über 50 cm überwiegt mit rund 60 % der Vorratsanstieg wieder bei den Laubbaumarten.
Im Vergleich mit anderen Wäldern, wie zum Beispiel natürlichen Buchenwäldern, sind unsere Wälder in Mannheim natürlicher Weise vergleichsweise vorratsarm, denn eichenreiche lichte Wälder würden bei uns im Dossenwald und im Käfertaler Wald die natürliche Waldgesellschaft bilden.
Das Wachstum unserer Waldbäume ist stark abhängig von den Standortsbedingungen und hat für jede einzelne Baumart einen typischen Altersverlauf. Es gibt rasch wachsende und langsam wachsende Baumarten. Besonders rasch wächst zum Beispiel bei uns in Mannheim die Spätblühende Traubenkirsche oder Pappel, während die Eiche eher langsam wächst.
Die Altersstruktur und auch die Baumartenzusammensetzung unseres Waldes bestimmen den durchschnittlichen Holzzuwachs. Unser gegenwärtiger Zuwachs ist somit neben dem Einfluss der Umweltfaktoren ein Ergebnis der Entscheidung der Baumartenwahl, die bei den meisten unserer Mannheimer Waldbestände vor vielen Jahrzehnten getroffen wurde sowie den erfolgten Pflegemaßnahmen.
Im Stadtwald Mannheim wird im Rahmen von Pflege- und Verkehrssicherungsmaßnahmen deutlich weniger geerntet als nachwächst. Deswegen sind die Holzvorräte in unseren Wäldern auch ständig angestiegen. Wenn alle Wirtschaftsbereiche so nachhaltig wirtschaften würden wie wir im Stadtwald, dann hätten wir deutlich weniger Probleme mit dem Schutz unserer Lebensgrundlage.
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